Landtag beschließt die Rückkehr zu G9 an saarländischen Gymnasie
Saarbrücken. Der Landtag hat heute dem Gesetzentwurf von Bildungsministerin Streichert-Clivot zur Einführung des neunjährigen Gymnasiums zugestimmt. Damit löst die Landesregierung eines ihrer wichtigsten bildungspolitischen Versprechen bereits nach einem Jahr Alleinregierung ein. Mit G9 modernisiert das Ministerium für Bildung und Kultur die gymnasiale Bildung und entlastet Schüler:innen auf dem Weg zum Abitur.
Ministerin Streichert-Clivot erklärt hierzu: „Wir setzen mit der Einführung von G9 am Gymnasium eines unserer wichtigsten Zukunftsversprechen für das Saarland: Wir wollen für gerechtere Bildungschancen, moderneren Unterricht und ein flexibleres Schulsystem sorgen. Schüler:innen sollen nicht per Sprint durch ihre Schulzeit gehetzt werden. Wir machen Schule wieder zu einem Ort des Lernens und Lebens. Unser G9-Gesamtkonzept ist das Ergebnis eines umfangreichen Beteiligungsprozesses, in den die Erfahrungen und Erwartungen von Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften sowie der Interessenvertretungen eingeflossen sind. Die Reform und der Weg dahin sind Ausdruck eines modernen Bildungsverständnisses.“
Das neunjährige Gymnasium wird sowohl für die jetzigen Klassenstufen 5 und 6 wie auch für die neuen „Fünfer“ diesen Sommer und alle folgenden Klassen ab 1. August 2023 offiziell eingeführt. Somit werden die ersten Schüler:innen ihr Abitur am Gymnasium nach neun Jahren im Jahr 2030 ablegen.
Reformziel: Schüler:innen in der Sekundarstufe I entlasten
Der neunjährige Bildungsgang am Gymnasium wird mit 178 Jahreswochenstunden in der Sekundarstufe I eingeführt. Die Zahl der Jahreswochenstunden gibt an, wie viele Wochenstunden Unterricht Schüler:innen über die einzelnen Jahrgangsstufen haben – bei der Einführung von G9 am Gymnasium in den Klassen 5 bis 10. Im Vergleich zum achtjährigen Gymnasium wird es insgesamt 19 zusätzliche Jahreswochenstunden geben. Gleichzeitig wird die Unterrichtsbelastung insbesondere in der Mittelstufe reduziert. Dadurch werden Kinder und Jugendliche künftig wieder mehr unterrichtsfreie Zeit haben, um sich beispielsweise in Vereinen der Kultur, des Sports, im Sozialen oder den Rettungsdiensten zu engagieren – ein häufig geäußerter Wunsch von Schüler:innen, aber auch ein starkes Signal an die Vereinslandschaft im Saarland..
Reformziel: Inhalte gymnasialer Bildung modernisieren
Mit der Einführung von G9 am Gymnasium wird die gymnasiale Bildung inhaltlich umfassend modernisiert. So wird zum Schuljahr 2023/24 Informatik als neues Pflichtfach mit insgesamt 6 Stunden sowohl an Gymnasien als auch Gemeinschaftsschulen eingeführt. Der Profilbereich als Herzstück moderner gymnasialer Bildung wird mit 4 zusätzlichen Jahreswochenstunden sehr deutlich gestärkt.
Streichert-Clivot: „Mit der Einführung von Informatik als Pflichtfach ab Klassenstufe 7 werden wir der Lebensrealität der jungen Generation gerecht und bereiten sie bestmöglich auf ein selbstbestimmtes Leben und eine aktive Teilhabe in der digitalisierten Welt vor. Wir machen Tempo bei der digitalen Bildung, weil wir wissen, wie wichtig das für das Gelingen der Transformation und damit als Brücke in die Zukunft unseres Landes ist. Damit ist das Saarland hier im Bund Vorreiter.“
Ein weiterer wichtiger Punkt in der G9-Reform ist der Verzicht auf eine Versetzungsentscheidung von Klassenstufe 5 nach Klassenstufe 6. Damit sollen Schüler:innen mehr Zeit in einer längeren Orientierungsphase zum Ankommen im Gymnasium und mehr Raum für individuelle Förderungen gegeben werden. Mit dem Modell „Fördern statt Sitzenbleiben“ haben Versuchsschulen und Schulleitungen in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Schon heute gehen viele Schulen diesen Weg, mit dem heutigen Tag wird das jetzt auch gesetzlich verankert.
„Neben den Stundentafeln werden sämtliche Lehrpläne der Sekundarstufe I überarbeitet, entschlackt und inhaltlich ins 21. Jahrhundert geholt. Im Zentrum stehen für uns Zukunftsthemen, wie Globalisierung, Klimawandel, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Medienbildung, Berufsorientierung und Demokratiebildung. Mit Blick auf die Herausforderungen der Transformation ist es wichtig, jungen Menschen das Werkzeug an die Hand zu geben, diese Transformation auch zu gestalten“, so Streichert-Clivot in ihrer Rede.
Das für die verlängerte Schulzeit am Gymnasium benötigte Personal wird in enger Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium um 149 zusätzliche Planstellen sukzessive in den kommenden Jahren aufgebaut.
Nach der Reform ist vor der Reform: „Wie die Einführung von G9 an den Gymnasien sind uns auch die Gemeinschaftsschulen von großer Bedeutung. Deshalb setzen wir einen weiteren Schwerpunkt im laufenden Jahr auf die qualitative Weiterentwicklung der Gemeinschaftsschulen. Wir werden die Gemeinschaftsschulverordnung novellieren und die Schulen weiter stärken. Dazu sind wir im Dialog mit den Schulen und Interessenvertretungen, so Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot abschließend.
Quelle.Ministerium Bildung und Kultur Saarland