Saarbrücken. LMS-Medienrat: Auch private Medien haben eine öffentliche Aufgabe.
Von Viola Betz / Landesmedienanstalt Saarland
Saarbrücken, 4. März 2016: Der Medienrat der Landesmedienanstalt Saarland hat sich in seiner Sitzung am 3. März 2016 mit der Wirkung informierender und desinformierender Angebote im Internet befasst.
Dr. Gerd Bauer, Direktor der LMS, wies darauf hin, dass neuen Formen von Öffentlichkeit an gesellschaftlicher Relevanz gewonnen hätten: „Interaktive Möglichkeiten der Mediennutzung, Blogs, Foren und Social Media haben die Grenze zwischen Individual- und öffentlicher Kommunikation aufgelöst. Teilnehmer sind zu Anbietern geworden und global wurden neue Modelle der sozialen Kommunikation entwickelt. Neben dem Rundfunk, laut Bundesverfassungsgericht Medium und Faktor der öffentlichen Meinungsbildung, sind noch weitere Medienräume entstanden, die diesem Anspruch – in positiver wie in negativer Ausprägung – genügen.“
„Für weite Teile der Gesellschaft haben herkömmliche Medienangebote mit ihrer öffentlichen Aufgabe die Funktion als Leitmedium verloren“, so Prof. Dr. Stephan Ory, Vorsitzender des Medienrates der LMS. Sie würden ersetzt durch Algorithmen sozialer Netzwerke, die den Betroffenen nur noch den engen Ausschnitt der Lebenswirklichkeit zeigen, den sie vorher gelikt haben. „So werden Falschmeldungen zum Aufreger, die in klassischen Medien vom Volontär im ersten Recherchekurs als Ente erkannt würden.“ Daher sei es richtig, dass die LMS nachhaltig Projekte der Medienkompetenz fördert. „Im Internet“ sei als Quelle einer Nachricht etwa so unsinnig wie „am Telefon“. Die Medien müssten ihre Nachrichten als Quelle gut recherchierter Informationen und Servicemeldungen aktiv verteidigen.
Ausgangspunkt für die Debatte im Medienrat war eine Online-Recherche der LMS zu unterschiedlichen Webseiten in deutscher Sprache, die gut auffindbar sind, eine hohe Besucherzahl aufweisen und stark meinungsbildend wirken. Prof. Dr. Frank Schwab, Medienpsychologe an der Universität Würzburg informierte das Gremium in einem Vortrag über Nutzungsmotive und potentielle Wirkungen von desorientierenden und extremistischen Medieninhalten. Schwab beschrieb die kurz- und langfristige Wirkung von Falschinformationen anhand aktueller medienpsychologischer Erkenntnisse und erläuterte die Dynamik sozialer und individueller Prozesse der Radikalisierung. Auch eine technologisch verstärkte Selektivität der Mediennutzung trage zur Bildung geschlossener Milieus bei.
Bereits eine Woche zuvor hatten sich die Mitglieder des Medienrates bei einem Vortrag von Dr. Helmut Albert, Direktor des Landesamtes für Verfassungsschutz, über Islamismus im Internet und insbesondere über die Medienstrategie des Islamischen Staates informiert.
Dies ist eine redaktionelle unbearbeitete Pressemitteilung der Landesmedienanstalt Saarland.