1998 sang Olaf Henning den Song „Ich bin nicht mehr dein Clown“.
Von Motz
Die Liedpassage „Die Manege ist leer, das Licht geht aus, die Musik verstummt, die Luft ist raus, ich bin nicht mehr dein Clown“ passt inzwischen auch wunderbar zum FCH.
Die Manege: In unserem Fall das schöne Waldstadion war beim gestrigen Heimspiel gegen die U23 der TSG 1899 Hoffenheim so erschreckend leer, wie schon lange nicht mehr. Auch wenn man offiziell noch 644 Besucher angegeben hat, waren es kaum mehr als handgezählte 400 Zuschauer, die nach dem desolaten Saisonstart noch ins Stadion pilgerten. Von den 400 waren auch noch knapp 30 dem Gästelager zuzuordnen. Eine Zuschauerzahl die eine ordentliche Ohrfeige des Homburger Anhangs darstellt und schon so früh in der Saison aufzeigt, dass man sich mit diesem FCH so nicht identifizieren kann und will.
Das Licht geht aus: Die Bilanz in dieser Saison ist erschreckend. Egal ob Punktestand, Heimbilanz, Tore, Gegentore. Wenn man beim FCH nicht endlich den Ernst der Lage erkennt, keine Lösungen findet und gewillt ist dagegen zu steuern, droht wirklich das Licht auszugehen.
Die Musik verstummt: In diesem Fall verstummt die Sprache, weil es selbst den eingefleischtesten Anhängern inzwischen die Sprache verschlägt, was beim FCH in mehreren Bereichen abläuft. Von den seit vielen Jahren (inzwischen 17 Jahre) verlautbarten Zielen, wie Rückkehr in den Profifußball, oder zumindest mal in die 3.Liga, ist man so weit entfernt, dass selbst die kühnsten Optimisten bei den jährlichen Wünschen, die als Ziele verkündet werden, nur noch schmunzeln können.
Die Luft ist raus: Das wird beim FCH nach 60 Minuten inzwischen ganz offensichtlich. Eine Mannschaft die im Abstiegskampf steht, und das sollte inzwischen auch der letzte begriffen haben, dass sich der FCH eben darin befindet, muss mindestens in der Lage sein 90 Minuten auf dem Platz zu marschieren. Selbst dem interessierten Laien fällt inzwischen auf, dass die Homburger Akteure auf dem Platz dazu anscheinend nur etwa 60 Minuten in der Lage sind. Alles was dann folgt ist die Hoffnung, dass das Spiel schnell vorbeigeht. Rumgeeiere auf dem Platz und hinter dem Ball stehen ist das Mittel der Wahl, keinesfalls aber Tempofußball, zumindest mal erhöhtes Tempo, oder gar Schlussoffensive.
Ich bin nicht mehr dein Clown: Das sagen sich inzwischen immer mehr FCH-Fans und bleiben, solange es nicht zu gravierenden Veränderungen kommt, erstmal dem Waldstadion fern.
Wie schon gegen die Stuttgarter Kickers, so hatte der FCH auch gestern in den ersten 45 Minuten durchaus gute Möglichkeiten mit einer deutlichen Führung in die Halbzeit zu gehen. Wenn man aber wie Steven Kröner kurz vor der Halbzeit beim Stande von 0:1 aus sechs Metern nur noch den Fuß in einen Querpass halten muss und das Leder, statt es ins leere Tor zu schießen, stümperhaft am Kasten vorbei setzt, kann man nicht mehr von Pech sprechen, sondern einfach nur noch von Unvermögen. Auch das Abwehrverhalten bei den drei Gegentreffern muss man als regionalligauntauglich abstempeln. Beim 0:1 segelt ein Freistoß von der rechten Seite auf den langen Pfosten, der Ball war solange in der Luft, dass die Verteidiger sich in der Zeit noch ein Butterbrot hätten schmieren können, trotzdem kann der Hoffenheimer Wähling die Kugel ungehindert mit dem Fuß in die Maschen drücken, weil zum einen Torhüter Jakusch auf der Torlinie kleben bleibt und zum anderen die Hintermannschaft nicht in der Lage ist sich richtig zu positionieren, während Fischer lieber mal auf Sicherheitsabstand zum Torschützen bleibt. Beim 0:2 kam erst der Ballverlust von Eichmann, dann Hoffenheim im Umschaltspiel, das die Homburger Mannschaft kollektiv verpennt, Colak gibt dem Angreifer in der abschließenden Eins gegen Eins Situation freundlichen Geleitschutz, sodass Coban ohne Mühe zum 0:2 einschieben kann. Das 0:3 ist systematisch für das kraftlose „Gegenhalten“ in den letzten 30 Minuten. Geiger kann ungehindert einen einfachen Chip-Ball in die Spitze spielen, Homburgs Innenverteidigung schaut nur zu und Waack trifft ungehindert per Flachschuss zum 0:3. Das sind Auflösungserscheinungen.
Der FC Homburg muss in den nächsten Spielen dringend die Kurve bekommen, doch die Entscheidungsträger wirken allesamt ratlos wie das gelingen soll. Die „Kiefer Raus“ Rufe aus allen Ecken des Stadions werden lauter und sind nicht mehr zu überhören. Viele Zweifeln inzwischen stark daran ob Kiefer noch die entscheidenden Schritte einleiten kann, um der Mannschaft die Impulse zu geben, die man braucht um einen Absturz zu verhindern. Er wirkt ratlos und angezählt. Dass es allerdings zu einer Ablösung kommt scheint trotz der schweren sportlichen Krise eher unwahrscheinlich. Man hat sich durch die völlig unnötige und überzogene vorzeitige Vertragsverlängerung selbst dieser Option beraubt. Eine Trennung von Kiefer ist bei einer Laufzeit bis Juni 2019 eine teure Geschichte. Gleichzeitig würde eine Entlassung bedeuten, dass das Projekt gescheitert ist, was gleichzeitig den Rücktritt vom Vorsitzenden Eder zur Folge haben müsste, da dieser sein Schicksal an das von Kiefer gebunden hat, woran er sich allerdings schon seit letzter Saison nicht mehr so richtig erinnern will. Man wird die Sache also wohl weiter aussitzen mit der Hoffnung, dass irgendwie die Wende gelingt, was unter diesen Bedingungen allerdings schwierig sein wird. Eine weitere Möglichkeit ist, dass von oberster Stelle, sprich Hauptsponsor, die klare Ansage kommt Veränderungen durchzuführen.
Wie schon mal erwähnt, wird Kiefer die katastrophale aber leider auch teilweise vorhersehbare Personalpolitik nun bitter aufstoßen. Spieler wie Gaebler, Kröner, Amri, aber auch Kilian hat man weiter unter Vertrag obwohl sie offensichtlich nicht mehr weiterhelfen können. Dazu kommt, dass Leistungsträger wie Hesse, Stegerer , Gallego ihrer Form hinterherlaufen. Abgerundet wird das Dilemma durch die desolate Einkaufspolitik. Spieler wie Leinhos, Schmitt, Gbadamassi blähen den Kader auf, bringen ihn aber nicht voran. Lensch oder Edwini-Bonsu entpuppen sich auch als Mitläufer. Der Schmidt-Ersatz Manuel Fischer kam verletzt, auf ihm lastet bereits vor seinem ersten Spiel ein ungeheuerlicher Druck. Jeder erwartet von ihm Tore und zwar sofort. Bei Colak stellt sich leider immer mehr heraus, dass er anscheinend doch nicht der „Leader“ ist, als der er vor der Saison angepriesen wurde. Lediglich Torhüter Jakusch konnte bisher annähernd die Erwartungen erfüllen, obwohl er beileibe auch nicht fehlerlos spielt.
Es wird spannend wie der FC Homburg mit dieser schweren Krise umgehen wird, und welche Schritte eingeleitet werden damit das Grün-Weiße Schiff nicht am Fels der Brandung zerschellen wird.