Fast jeder vierte Saarländer war 2015 einmal im Krankenhaus.
Von Barmer Ersatzkasse
Saarbrücken. Nur in Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt wurden mehr Menschen stationär behandelt.
Das ist das Ergebnis des „Reports Krankenhaus“ der BARMER, den das Rheinisch Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung zusammen mit AGENON – Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen erstellt hat.
„Mit den Bevölkerungsstrukturen in den Bundesländern lassen sich die Unterschiede nicht erklären. Die Ergebnisse wurden nach Geschlecht und Alter standardisiert“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. So kamen auf 1.000 Einwohner durchschnittlich 235 stationäre Behandlungen (2014: 236 stationäre Behandlungen). Die Saarländerinnen sind dabei mit 245 stationären Behandlungen je 1.000 Einwohner öfter im Krankenhaus als die saarländischen Männer (226 stationäre Behandlungen je 1.000 Einwohner). Bundesweit waren 223 stationäre Behandlungen je 1.000 Einwohner gezählt worden.
Deutliche Unterschiede zwischen den saarländischen Landkreisen
„Teils deutliche Unterschiede bringt die Betrachtung der saarländischen Landkreise hervor“, sagt Kleis. Der Landkreis Neunkirchen verzeichnete 249 stationäre Behandlungen je 1.000 Einwohner. Das ist für das Saarland der Spitzenwert. Im Saarpfalz-Kreis wurden dagegen nur 229 Fälle je 1.000 Einwohner gezählt und damit so wenige wie sonst nirgends im Saarland. Die häufigste Ursache für einen Krankenhausaufenthalt im Saarland ist eine Erkrankung des Kreislaufsystems.
Laut Krankenhausreport sind zudem die Kosten je Versicherten für vollstationäre Krankenhausbehandlungen gestiegen. Sie betrugen im Saarland 951 Euro im Jahr 2015. Das sind 46 Euro oder 5,1 Prozent mehr als noch 2014 (905 Euro). Nur in Thüringen (960 Euro) und Nordrhein-Westfalen (953 Euro) waren die Kosten 2015 höher. Am niedrigsten waren sie in Baden-Württemberg mit 780 Euro. Die Männer (961 Euro) verursachen dabei höhere Kosten als die Frauen (942 Euro). Auch innerhalb des Saarlands variieren die Kosten für Klinikbehandlungen erheblich. Spitzenreiter ist der Landkreis Neunkirchen mit Kosten von 1.126 Euro je Versicherten für vollstationäre Krankenhausaufenthalte, Schlusslicht ist der Landkreis St. Wendel mit 869 Euro.
Saarland: Immer mehr Menschen leiden an krankhafter Fettleibigkeit
„Sorge macht der Anteil krankhaft fettleibiger Menschen an der Bevölkerung“, betont Kleis. Im Saarland stieg er zwischen 2003 und 2013 von 11,2 Prozent auf 16,0 Prozent. Damit liegt das Saarland im Vergleich mit den anderen Bundesländern im Mittelfeld auf dem achten Platz. Das Saarland steht exemplarisch für eine bundesweite Zunahme krankhafter Fettleibigkeit.
Im Jahr 2014 mussten sich bundesweit rund sieben Millionen Menschen wegen Adipositas in Praxen behandeln lassen und damit 14 Prozent mehr als noch 2006. Von diesen haben immer mehr einen Eingriff zur Gewichtsreduktion vornehmen lassen. So hat sich die Anzahl der sogenannten bariatrischen Operationen im selben Zeitraum bei den BARMER Versicherten auf 1.070 Fälle mehr als versechsfachtund bei allen Krankenkassen auf 9.225 Eingriffe mehr als verfünffacht.
Kleis: Bariatrische Operationen nur in zertifizierten Zentren durchführen
„Wenn eine bariatrische Operation unvermeidbar ist, sollte sie nur in einem zertifizierten Zentrum erfolgen. Dort hat sie einen besonders hohen Qualitätsstandard und ist sicherer“, unterstreicht Kleis. Der Report Krankenhaus legt eine Operation in einem Zentrum nahe, das von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifiziert ist. Dies bedeutet, dass die Operateure nach den Vorgaben eines normierten Zertifizierungssystems der Fachgesellschaft besonders qualifiziert und die Kliniken für bariatrische Eingriffe entsprechend gut ausgerüstet sind.
Neben mehr Patientensicherheit sprechen auch wirtschaftliche Aspekte für den Eingriff in einem zertifizierten Zentrum. Dort sind die Operation und die Folgebehandlungen nach fünf Jahren im Schnitt um mehr als 3.800 Euro günstiger als in nicht zertifizierten Einrichtungen. Allerdings hat im Jahr 2014 nur die Hälfte der betroffenen BARMER Versicherten ihre Schlauchmagen-OP in einem zertifizierten Zentrum vornehmen lassen. Bei einem Magenbypass waren es mehr als zwei Drittel.