Keine weiteren Ausgaben vor Ratsentscheidung – Es geht nur gemeinsam.
Von Stadt Saarbrücken
Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz hat am Mittwoch, 1. März, in einer Pressekonferenz über den aktuellen Stand zum Umbau des Ludwigsparkstadions Stellung bezogen.
„Vor gut vier Jahren haben die Ministerpräsidentin und ich ein konkurrenzfähiges Stadion als Ziel vorgegeben – aus sportpolitischen Gründen für das Land und für die Entwicklung der Landeshauptstadt insgesamt. Gemeinsamer erklärter Wille von Stadt und Land war es, in den kommenden Jahren ein funktionsfähiges Stadion in einem ordentlichen Zustand für ein Bundesland bereithalten zu können“, erklärte Britz in der PK, an der auch Baudezernent Professor Heiko Lukas und Sportdezernent Harald Schindel teilgenommen haben.
Den Umbau des Ludwigsparkstadions im vorgegebenen Budget von 20 Millionen Euro zu realisieren, sei ein ambitioniertes Ziel gewesen. Britz: „Das war allen Beteiligten bewusst. Über alle bisherigen Schritte haben wir in den städtischen Gremien und im Aufsichtsrat der Stadiongesellschaft ausführlich informiert.“ Die Oberbürgermeisterin weiter: „Heute wissen wir: Das Budget reicht nicht, um den Ludwigspark in der vom Stadtrat beschlossenen Form umzubauen.“ Bereits vergangene Woche hatte die Landeshauptstadt darüber informiert, dass sie heute von Mehrkosten von insgesamt rund acht Millionen Euro ausgeht. Die Gesamtkosten würden sich dann auf 28 Millionen Euro belaufen.
Professor Heiko Lukas erläuterte nochmals, dass das laufende Vergabeverfahren verdeutlicht habe, dass die erstellte Kostenkalkulation nicht zu halten sein wird. Die Landeshauptstadt müsse sich eingestehen, dass neben der guten Baukonjunktur insbesondere der zu optimistisch eingeschätzte Wettbewerbsdruck ausschlaggebend gewesen sei. „Wir hatten letztendlich nur zwei Bieter im Verfahren“, erklärte Lukas. „Unsere Kostenkalkulation war insbesondere bei den Baunebenkosten und den Zuschlägen für die Generalübernehmer zu optimistisch angesetzt.“ Lukas erläuterte, dass die Landeshauptstadt davon ausgeht, dass der im Ausschuss im Januar 2016 präsentierte Kostenansatz von insgesamt 20 Millionen Euro für die weiteren Teilprojekte wie der Neubau der West-Tribüne, die Errichtung der Nebengebäude und der Verkehrsflächen und Außenanlagen nicht mehr ausreicht.
Sportdezernent Harald Schindel: „Wir haben kein Luxus-Stadion geplant. Die am Projekt Beteiligten haben sich vielmehr mit hohem Einsatz zum Ziel gesteckt, im Rahmen des geringen Budgets ein ordentliches Zweitligastadion zu gewährleisten, wobei die Planungen der Landeshauptstadt verschiedene Ausbaustufen entsprechend der Ligazugehörigkeit des 1. FC Saarbrücken vorsehen.“
OB Britz: „Wir haben noch keinen Cent mehr ausgegeben als zur Verfügung steht. Deshalb haben wir rechtzeitig die Reißleine gezogen. Es ist noch kein weiterer Auftrag vergeben. Nun brauchen wir Entscheidungen, ehe weitere Schritte eingeleitet und öffentliche Gelder verausgabt werden.“
Zum Umbau des Ludwigsparkstadions fand am Tag der Pressekonferenz eine gemeinsame Sondersitzung des Werksausschusses GMS und des Sportausschusses statt, in der die Ratsmitglieder ausführlich über den aktuellen Sachstand informiert wurden. Die Zuschlagsfrist für das laufende Verhandlungsverfahren für den Neubau von Tribünen, Funktionsgebäude und technischer Infrastruktur endet am 10. März. Im Vorfeld muss im Rahmen einer Sondersitzung des Stadtrates über die Vergabe und das weitere Vorgehen beim Stadion-Umbau entschieden werden. „Vor einer Entscheidung des Stadtrates werden keine weiteren Gelder verausgabt“, erklärte Britz.
Aus Sicht der Verwaltung seien verschiedene Alternativen denkbar, das Projekt fortzuführen: Die erste sei, das laufende Verfahren zum Abschluss zu bringen und die Planungen und den Umbau wie vorgesehen mit einem Generalübernehmer fortzuführen. Dazu sei grundlegende Voraussetzung, dass die Förderzusage des Landes über 14,5 Millionen Euro weiterhin Bestand habe. Die Landeshauptstadt hatte in den zurückliegenden Wochen bereits Gespräche mit dem Saarland als Fördergeber geführt. Baudezernent Heiko Lukas: „Wir werden die Fragen des Landes zum laufenden Verfahren und der zu erwartenden Kostensteigerung zeitnah umfänglich beantworten. Es ist wichtig, dass wir schnellstmöglich ein Signal des Landes bekommen, dass die Landesförderung nicht gefährdet ist. Ansonsten scheidet diese Möglichkeit aus.“
Eine zweite Möglichkeit besteht darin, das laufende Vergabeverfahren aufzuheben und europaweit in Planungs- und Einzelgewerken neu auszuschreiben. Das hätte eine erhebliche Bauverzögerung zur Folge. Es würde die Chance bieten, die Gesamtkosten wegen eines höheren Wettbewerbsdrucks zu senken. „Eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Und eines ist klar: Auch bei dieser Variante werden wir nicht mit 20 Millionen Euro auskommen und wahrscheinlich bei deutlich über 25 Millionen Euro landen“, erläuterte Lukas.
Britz ergänzte, dass es für diese beiden Varianten weiterhin wichtig sei, dass sich Verwaltung, Rat und Land gemeinsam auf eine Sonderregelung zur Finanzierung der Mehrkosten außerhalb des laufenden Haushaltes verständigen.
Eine weitere Alternative bestünde darin, das Umbau-Projekt komplett abzubrechen und neu zu planen, um im Budgetrahmen zu bleiben. Das ist aus Sicht der Verwaltung keine wirkliche Alternative. Heiko Lukas: „Wir müssten neu beginnen. Es entstünden neue Planungskosten. Die Baugenehmigung müsste gravierend geändert werden und die bisherigen Planungen und Arbeiten wären in Teilen verloren. Es ist zudem unwahrscheinlich, dass wir dann ein zweit- oder drittligataugliches Stadion umsetzen können. Diese Lösung wäre nicht nachhaltig.“
Um das gemeinsam erklärte Ziel von Stadt und Land, ein funktionsfähiges Stadion in einem ordentlichen Zustand zu bauen, vor dem Hintergrund der derzeit schwierigen Situation und der engen Terminschiene noch erreichen zu können, sei nun vor allem eines gefragt: ein gemeinsames Vorgehen. Britz: „Jetzt ist es wichtig, dass wir weiterhin an einem Strang ziehen. Wir wissen sehr genau, dass uns die Landesregierung bislang gut unterstützt hat. Wir erwarten auch keine weitere Kostenbeteiligung des Landes. Was wir aber benötigen, ist ein zeitnahes Signal, ob die zugesagte Zuwendung weiterhin gewährt bleibt und ob das Land uns eine Sonderregelung zur Finanzierung der Mehrkosten ermöglicht. Das ist wichtig als Entscheidungsgrundlage für den Stadtrat.“ Dazu solle es in den kommenden Tage weitere Gespräche mit dem Land geben.