FC Homburg -Eine seltsame Stimmung.
Bisher konnte der FC Homburg in der Oberliga alle elf Meisterschaftsspiele deutlich gewinnen. Der FCH liegt bereits acht Punkte vor dem Verfolger FK Pirmasens. Im Saarlandpokal stehen die Grün-Weißen nach Siegen über den TSC Neunkirchen und SV Auersmacher in der 5.Hauptrunde. Man sollte meinen, dass die Stimmung im Umfeld nach den vielen Siegen gut sei, doch der Schein trügt.
Die Wut und die Verärgerung über den Abstieg aus der Regionalliga ist bei einigen FCH-Fans noch nicht verflogen. Im Fokus der Kritik steht weiterhin der Vorstand um Herbert Eder und Rafael Kowollik. Nicht erst seit Saisonbeginn schallen durch die Stadien und über die Dorfsportplätze „Eder Raus“- Rufe. Einige Anhänger fordern nach wie vor lautstark den Rücktritt des Homburger Vereinschefs, den auch sehr Viele die nicht rufen, als einen der Hauptverantwortlichen für den Abstieg aus der Regionalliga sehen. Der Eindruck einer von der Realität abgekoppelten Überheblichkeit, die der Vereinsführung schon seit Jahren vorgeworfen wird, verfestigte sich, als der Vorstand tatenlos, fast trotzig angesichts der zahlreichen Forderungen nach Entlassung von Ex-Trainer Jens Kiefer, zusah wie der Verein immer weiter dem Abstieg entgegentaumelte und diesen damit letztlich billigend in Kauf nahm. Man hatte fast den Eindruck, der Vorstand hielt mit zunehmender Kritik stärker an Kiefer fest um zu beweisen, dass man, egal was kommt, sicher nicht auf das Umfeld hören würde. Zudem werfen ihm seine Kritiker Inkonsequenz vor, da Eder, trotz angekündigten Rücktritts im Falle eines Scheiterns von Kiefer, weiterhin unbeirrt seine Kreise als Vereinschef zieht, anstatt zu seinem Wort zu stehen und den Chefsessel zu räumen. Weitere Kritikpunkte sind der immer noch fehlende Durchbruch bei der Löschung der sogenannten „Ostermann-Klausel“ in der Vereinssatzung, die nach wie vor mangelnde Professionalität im Verein, hier im Zentrum der Kritik insbesondere Geschäftsführer Rafael Kowollik, und dass die diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung aller Voraussicht nach wieder einmal nicht stattfindet, obwohl man diesbezüglich bei der Versammlung im letzten Jahr Besserung gelobte.
Die „Eder Raus“-Forderung der Fans ist sachlich durchaus begründbar und kommt sicherlich nicht zu unrecht. Die anhaltende lautstarke Äußerung der Forderung während der Spiele hingegen erscheint in den Augen vieler Fans aufgrund der derzeitigen sportlichen Leistungen unpassend. Dass solche Aktionen, auch wenn der grundsätzliche Dissens in der Sache nicht so groß ist, einen Keil in die Fanszene eines Vereins treiben kann, sieht man derzeit in Hannover. Allem Anschein nach sind auch die Spieler über die Rufe mindestens irritiert. Vielleicht sollten die Kritiker in Zukunft auf ihre „Eder Raus“-Rufe verzichten und stattdessen den Protest mit einem Plakat oder Banner kundtun. Wegen dieser Rufe stellt sich schon jetzt ein Teil der Fans abseits der Supportzone, teilweise sogar in einen anderen Block. Das ist bei der sowieso schon sehr überschaubaren Anzahl FCH-Fans nicht unbedingt förderlich. Jedem dürfte klar sein, dass diese Rufe letztendlich sowieso nichts bringen werden. Das Einzige das wirklich hilft, ist Mitglied im Verein zu werden, und auf der Mitgliederversammlung, so sie denn mal stattfindet, abzustimmen.
Das zweite nicht sehr erfreuliche Thema ist, dass es bereits seit dem ersten Spieltag ein ziemlich unterkühltes Verhältnis zwischen Spielern und Fans gibt. Obwohl der Kader aus 17 neuen Spielern besteht, bleiben die Spieler auffällig auf Distanz zu den Fans. Begründet wird das in den wenigen Gesprächen die stattfinden mit den „Eder Raus“-Rufen und auch damit, dass der eine oder andere Spieler aus dem Abstiegskader kritischer betrachtet wird als ein Neuzugang. Bei allem Verständnis für den Zusammenhalt in der Mannschaft und die Loyalität zu dem Arbeitgeber, dieses Verhalten ist weder förderlich, noch lässt sich darauf irgendetwas aufbauen. Es verfestigt sich so schnell der Eindruck, dass man die Fans aufgrund der Dominanz in der Liga aktuell nicht braucht und man sie daher einfach links liegen lässt. So ein Verhalten spricht sich aber schnell herum und sorgt sicher nicht dafür, dass der Support bei den Spielen besser wird und die überschaubare Anzahl der Zuschauerzahlen bei Heim- und Auswärtsspielen ansteigt. Vielmehr sorgt es dafür, dass die Stimmung bei Misserfolgen direkt kippt. Das Fundament für einen Zusammenhalt von Mannschaft und Fans ist nach den Querelen der letzten Jahre mit Söldnern, Selbstdarstellern, Abzockern und einem auch nach außen äußerst unglücklich und überheblich agierenden Vorstand sehr dünn. Die Bereitschaft der Fans Fehler zu verzeihen ist massiv überstrapaziert. Jetzt und hier in der Oberliga, auch wenn der Abstieg noch so weh tut, besteht die Chance dieses Fundament wieder zu legen, wenn schon nicht mit dem Vorstand, wenigstens mit der Mannschaft und dem Trainer.
Sportlich läuft es zurzeit nach Plan. Der FCH spielt mit einer Regionalligamannschaft und seinem Monsteretat eine dominierende Saison. Die Zuschauer, von einigen unrühmlichen und peinlichen Ausnahmen mit massig Promille abgesehen, sind nicht nur mit den Ergebnissen, sondern auch mit den gezeigten Leistungen sehr zufrieden. Lediglich der hohe Qualitätsunterschied zum Rest der Liga sorgt dafür, dass selten Spannung aufkommt. Aber die Mission direkter Wiederaufstieg läuft bisher sehr ordentlich. Im Erfolg wird das Fundament gelegt, das einen dann auch gemeinsam durch den Misserfolg trägt.
In den nächsten vier Wochen stehen mit den Heimspielen gegen Eintracht Trier und dem Spitzenspiel gegen den derzeit einzigen ernsthaften Verfolger FK Pirmasens zwei attraktive Heimspiele auf dem Programm. Hier haben die Mannschaft und der Verein zwei gute Gelegenheiten die Werbetrommel zu rühren und Zuschauer, die nach dem Abstieg ferngeblieben sind zurückzugewinnen. Die Verantwortlichen müssen sich dringend überlegen, wie die Grundstimmung verbessert werden kann, denn so wie es aktuell läuft hat das Ganze auf Dauer keine positive Zukunft. Man darf gespannt sein, ob die Verantwortlichen diese Chance beim Schopfe packen.
text/foto.motz
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