Aufholeffekte bleiben aus.
Arbeitskammer des Saarlandes zur Wirtschaftsentwicklung. „Die saarländische Wirtschaft hat sich in diesem Jahr leicht aufwärts entwickelt. Grund zur Euphorie besteht allerdings nicht“, resümiert der AK-Vorstandsvorsitzende Jörg Caspar zum Jahresende. Nach der Stagnationsphase im Jahr 2016 sei die aktuelle konjunkturelle Dynamik im Vergleich zu früheren Aufschwungsphasen relativ gering. Für 2018 erwartet die Arbeitskammer erneut einen eher moderaten Aufschwung für das Saarland, der abermals hinter dem bundesweiten Wachstum bleiben wird. Auch die Beschäftigung im Saarland wird 2018 wachsen, allerdings langsamer als im Bund.
„Die öffentlichen Investitionen sind aus unserer Sicht nach wie vor zu gering, die Kaufkraft der privaten Haushalte könnte sich infolge einer anziehenden Inflation abschwächen, die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit wächst. Eine nachhaltige Stärkung der Binnennachfrage ist deshalb notwendig! Die verbesserte wirtschaftliche Lage sollte einerseits zu mehr Verteilungsgerechtigkeit im Zuge einer angemessenen Steuerpolitik genutzt werden und andererseits zu deutlich höheren Löhnen und Renten sowie sicheren Arbeitsplätzen führen“, so Jörg Caspar.
Unwägbarkeiten für die saarländische Wirtschaft sind unter anderem die ausgeprägte Abhängigkeit von der Automobilindustrie sowie die hohe Exportabhängigkeit des Landes. Im Blick sind dabei insbesondere die Exporte aus dem Saarland nach Großbritannien, die um 3,8 Prozent gesunken sind. „Dies könnte bereits eine Auswirkung der Brexit-Entscheidung sein“, so Caspar. Auch bleibe abzuwarten, wie sich die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar auf die deutsche Exporttätigkeit auswirken wird. Daneben stehe die saarländische Automobilindustrie durch Digitalisierung, Elektromobilität und auch den Abgasskandal vor einer Reihe weiterer Herausforderungen. Das von der AK prognostizierte Wachstum im nächsten Jahr zeigt sich bereits heute in den Auftragsbüchern. Die Bestellungen in der Kfz-Industrie konnten im bisherigen Jahresverlauf deutlich zulegen (+9,5 Prozent). Die beiden anderen Schlüsselindustrien an der Saar, Maschinenbau und Stahl, entwickelten sich auch erfreulich positiv.
Neben der Industrieproduktion wird die Konjunktur maßgeblich von den Konsumausgaben beeinflusst. „Zu befürchten ist allerdings, dass der private Konsum künftig etwas abnehmen wird. Daher müssen die Löhne steigen, um die Kaufkraft der Menschen zu stärken und den notwendigen Wachstumsimpuls zu setzen“, so Caspar. Bereits im ersten Halbjahr 2017 ergab sich ein nur schwacher Anstieg der realen gesamtwirtschaftlichen Nettoverdienste um 0,6 Prozent.
Die Beschäftigung hat im September 2017 mit 389.900 erneut einen Höchststand und im laufenden Jahr ein Plus von 1,4 Prozent erreicht. „Schaut man sich die Entwicklung etwas genauer an, dann bekommt dieses positive Bild ein paar Risse. Die Vollzeitbeschäftigung liegt heute etwa auf dem Niveau von vor 10 Jahren und hat das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht. Deutlich gestiegen ist im Saarland die Teilzeitbeschäftigung. Allein seit 2013 hat sie um 10,5 Prozent zugenommen“, so Caspar. Problematisch werde Teilzeitbeschäftigung, wenn die Arbeitszeitwünsche der Beschäftigten nicht erfüllt werden und z.B. ein Wechsel auf Vollzeit nicht möglich wird. Auch darf Teilzeit einem existenzsichernden Ein-kommen nicht im Wege stehen. Im Vergleich zu Westdeutschland seien im Saarland unsichere bzw. atypische Beschäftigungsverhältnisse durchweg weiter verbreitet. „Immerhin nahm die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten zuletzt ab. In diesem Niedriglohnbereich macht sich der Mindestlohns bemerkbar: Wegfallende Stellen dürften zumindest zum Teil durch reguläre Teilzeitbeschäftigung ersetzt worden sein“, folgert Caspar.
Trotz gesunkener Arbeitslosenzahlen sieht die Arbeitskammer weiter strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt. Die Unterbeschäftigung – sie erfasst neben Arbeitslosen auch Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen – ist von Januar bis November 2017 um knapp ein Prozent gegenüber 2016 auf durchschnittlich 51.151 Personen angestiegen. Dies ist vor allem auf Maßnahmen für geflüchtete Personen zurückzuführen. „Die Integration von geflüchteten Personen in Beschäftigung erfordert vor diesem Hintergrund besondere Anstrengungen, um ihnen langfristig den Weg aus der Arbeitslosigkeit zu zeigen“, so Caspar.
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red.zbs