Kleine Borussia-Chronik 2017 (1) .
Der Januskopf – ein Kopf mit zwei Gesichtern. Das eine schaut hierhin, das andere dorthin. So stellten die alten Römer den Gott Janus dar, ihren Schutzherrn der Türen und Tore und Beschützer der Anfänge, nach dem bis heute unser Monat Januar benannt ist. Janus blickt zurück, Janus blickt voraus. Und so ist die Zeit „zwischen den Jahren“, wie der Volksmund die Tage nach Weihnachten und vor Neujahr nennt, Anlass zurückzuschauen und vorauszuschauen. Auch Borussia blickt zurück auf ein turbulentes Jahr. Abstieg aus der Oberliga, Überwindung des Insolvenzverfahrens, schwieriges Ankommen in der Saarlandliga, Aufschwung unter dem neuen Trainer, zuletzt elf Spiele ohne Niederlage. Keine Frage: 2017 fing schlecht an, hat aber gut aufgehört. Ein Grund, mit Nachsicht zurück- und Zuversicht vorauszublicken. Eine kleine Borussia-Chronik 2017 in mehreren Teilen.
Februar 2017:
Innerhalb weniger Tage verliert Borussia zwei herausragende Persönlichkeiten der Nachkriegszeit. Am 20. Februar heißt es Abschied nehmen von Lothar Schwehm. Über viele Jahre wirkte er als „gute Seele“ Geschäftsstelle und engagierte sich im Redaktionsteam des Borussen-Magazins „Blick ins Ellenfeld“. Dabei übertrug er seine eigene Begeisterung auf andere und motivierte sie zur Mitarbeit. Er verteilte das Magazin und Werbeplakate rund um Neunkirchen, gewann Werbepartner dazu und sammelte mit Leidenschaft alle Zeitungsartikel über Borussia für das Archiv. Abschied nehmen hieß es auch von Dieter Harig. 15 Jahre lang spielte der gelernte Bautechniker im Trikot der Borussia, trug in der Oberliga Südwest mit 213 Einsätzen und 25 Toren zu vier Vizemeisterschaften und einem Titelgewinn bei. Auch am Pokalfinale 1959 gegen Schwarz-Weiß Essen nahm er teil, beendete seine Karriere in der Bundesliga im März 1965 beim 1:1 gegen Werder Bremen. Bis 1966 assisitierte er Trainer Horst Buhtz, war anschließend neun Jahre Trainer des SC Friedrichsthal. Nun kam im Frühjahr 2017 für beide der Abpfiff des Lebens. In Borussias Herzen leben sie weiter.
März 2017:
Borussias Start nach der Winterpause misslang. In Gonsenheim gab es eine deutliche 1:4-Niederlage. Die Mannschaft von Werner Mörsdorf, der im November 2016 nach der 1:5-Heimpleite gegen den FV Diefflen Valentin Valtschev abgelöst hatte, stand also bei der Heimpremiere 2017 gegen Aufsteiger Jägersburg unter Druck – und hielt stand! Zwei Tore von Ruddy M´Passi in der Anfangsphase (4. Und 18.) sorgten schnell für ein Aufatmen unter den 400 Fans im Ellenfeld, die Gäste sorgten nach dem Anschlusstreffer durch Murat Aziguezels Elfmeter (74.) allerdings noch einmal für gewaltiges Zittern, ehe Borussias erster Heimsieg im neuen Jahr unter Dach und Fach war. Im Jägersburger Trikot mit dabei zwei Spieler, die im Sommer ins Ellenfeld wechseln sollten: Marvin Gabriel und Daniel Ruschmann.
Den Sieg gegen Jägersburg vergolden – das war das Ziel für das Nachholspiel unter der Woche gegen den FC Karbach vier Tage später. Borussia legte im Wagwiesental denn auch eine gute erste Halbzeit hin, versäumte es aber, aus den sich bietenden Chancen ein Tor zu machen. In der zweiten Halbzeit übernahmen die Gäste das Kommando und hatten die besseren Torgelegenheiten. Doch da auch Karbach nicht traf, mussten sich beide Teams mit einem torlosen Remis begnügen – ein Punkt, der aus Borussen-Sicht, im Nachhinein betrachtet, zu wenig war. Doch zunächst war man nicht unzufrieden: Wer weiß, wozu der Punkt nochmal gut ist!
Doch die 1:2-Niederlage drei Tage später im richtungsweisenden Spiel beim FC Arminia Ludwigshafen machte alle Hoffnungen auf Besserung zunichte. Markus Schmitt stellte nach 24 Minuten zunächst das Signal für Borussia auf Sieg, Ambergers Ausgleich nach 51 Minuten schien auf der Bezirkssportanlage in Rheingönnheim den 1:1-Endstand zu bedeuten. Doch in der Nachspielzeit schockte Nico Pantano die Mörsdorf-Truppe: Sein Schuss zum 2:1 für Arminia traf Borussia mitten ins Herz. Nicht wenige halten diese mehr als bittere Niederlage für den vorentscheidenden Tiefschlag, von dem sich Borussia im Laufe der restlichen Saison nicht mehr erholen sollte.
Doch zunächst zog Borussia die personelle Reißleine: Das Engagement von Trainer Werner Mörsdorf war nach nur vier Monaten wieder beendet. „Leider haben wir auch unter ihm die Kurve nicht gekriegt“, so Borussen-Boss Martin Bach, dem die Trennung vom erfolgreichen Ex-Borussen sichtlich schwer gefallen war. Der Vorstand, mittlerweile um Sportvorstand Rainer Lauffer, Teammanager Christoph Riehm und Jugendleiter Nils Meisberger zukunftsorientiert erweitert, verpflichtete mit Tobias Grimm einen jungen Trainer, der bisher nur im Junioren-Bereich gearbeitet hatte. „Irrer Plan: C-Jugend-Trainer soll Oberligisten retten“, titelte die online-Plattform „fussball.de“. Tobias Grimm (Trainervorbild: Pep Guardiola) ging seine Arbeit mit großem Engagement, aber auch mit Respekt an: „Wenn man weiß, was hier gespielt wurde und wer alles im Ellenfeld aufgelaufen ist, ist man schon demütig – aber auch stolz, die erste Mannschaft trainieren zu können.“
Zwar gab es im ersten Heimspiel unter dem neuen Coach gegen den starken Aufsteiger aus Morlautern durch Erik Tuttobenes Ausgleichstor zum 1:1 (68.) noch einmal einen Punktgewinn, doch zum Monatsende in Wiesbach dezimierten sich die Borussen durch zwei Platzverweise (Godmer Mabouba und Luka Dimitrijevic) gleich doppelt und waren trotz aufopferungsvollen Kampfes beim 0:3 gegen die Elf von Ex-Borussen-Coach Michael Petry chancenlos.
Die Ausbeute im März: Fünf Punkte aus fünf Spielen, darunter drei Heimspielen – einfach zu wenig, um sich aus der Abstiegszone abzusetzen! Ein Lichtblick: Jannik Nagel, Kapitän der U23-Mannschaft des FK Pirmasens, gab seinen Wechsel im Sommer ins Ellenfeld bekannt – unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit. „Ich suche eine neue Herausforderung bei einer ersten Mannschaft“, begründete der Mittelfeldspieler seinen Schritt. Sein Abgang wurde in der Schuhstadt sehr bedauert: „Wir verlieren mit ihm nicht nur einen herausragenden Fußballer, sondern auch einen tollen Menschen“, kommentierte FKP-Präsident Karsten Volberg den Wechsel seines Führungsspielers. (-jf-)
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red.zbs