Warnstreik bei Bosch und Bosch Rexroth in Homburg

Tarifrunde 2018: 4.850 Beschäftigte wurden zu Warnstreiks in Homburg/Saar aufgerufen. Warnstreik bei Bosch und Bosch Rexroth in Homburg

IG Metall-Vorsitzender Jörg Hofmann: „Unsere Forderungen sind berechtigt und bezahlbar“ Mit mehrstündigen Warnstreiks unterstützten am heutigen Mittwoch die Beschäftigte aus den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie im Bereich der IG Metall Homburg-Saarpfalz die Forderungen der IG Metall in der laufenden Tarif-Auseinandersetzung. Den Anfang machten dabei die Beschäftigten des Automobil-Zulieferers Schaeffler in Homburg, die bereits mit Beginn der Nachtschicht ihre Arbeit zeitweise ruhen ließen. Auch beim Elektro-Unternehmen Hager in Blieskastel legten die Mitglieder für längere Zeit die Arbeit nieder. Eine große Kundgebung fand bei den Betrieben Bosch und Bosch Rexroth statt.
„Ich freue mich ganz besonders, dass ich gerade hier in Homburg meine erste öffentliche Veranstaltung in dieser Tarifrunde abhalten kann,“ bekannte der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann auf einer gemeinsamen Kundgebung der Bosch-Belegschaften am Mittwoch Mittag. „Denn als Arbeitnehmer-Vertreter weiß ich nur zu genau, dass es diesem Unternehmen seit Jahren wirtschaftlich hervorragend geht. Die Auftragsbücher sind proppevoll, Umsätze und Gewinne steigen jetzt schon im achten Jahr. Schon aus diesen Gründen ist unsere Forderung nach einer Entgelt-Erhöhung um 6 Prozent bezahlbar.“ Das gelte nicht nur für Bosch, sondern für die gesamte Branche.
Ebenso berechtigt sei die Forderung der IG Metall nach einem tarifvertraglich verankerten Anspruch der Beschäftigten auf eine individuelle Verkürzung der Arbeitszeit: „Unser Lebenslauf funktioniert nun einmal nicht wie ein Tempomat, der immer die gleiche Leistung und Geschwindigkeit festlegt,“ erklärte Hofmann. „Es gibt Zeiten, in denen sich der Einzelne stärker um die Kinder kümmern oder Angehörige pflegen will. Und da ist es ein gutes Recht, das Arbeitsvolumen für eine gewisse Zeit zu reduzieren.“ Die Behauptungen der Arbeitgeber, dass damit der Fachkräftemangel verschärft werde, lässt der IG Metall-Vorsitzende nicht gelten: „Wenn heute irgendwo der Kunde ruft, gibt es beim flexiblem Einsatz der Mitarbeiter schon fast keine Grenzen. Es wird höchste Zeit, dass diese Flexibilität nicht nur im Interesse des Unternehmens, sondern auch der Beschäftigten gilt.“
Mit ihren Warnstreiks reagierten die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie nach den Worten des Homburger IG Metall Geschäftsführers Ralf Reinstädtler „auch auf die bisherige Weigerung der Arbeitgeber, unsere Forderungen mit einem tragfähigen Verhandlungsangebot zu beantworten.“ Diese „stupide Verweigerungshaltung“ gelte besonders für den saarländischen Arbeitgeberverband, fügte Reinstädtler hinzu: „Erst vor wenigen Tagen hat deren Chef die kühne Behauptung aufgestellt, unsere Forderung nach verkürzten Arbeitszeiten mit einem teilweisen Lohnausgleich zum Beispiel für Schichtarbeiter bedeuteten eine Art Stilllegungsprämie. Dahinter steckt ein Menschenbild, das ich nicht weiter kommentieren möchte.“
Oliver Simon und Stephan Huber, die Betriebsratsvorsitzenden von Bosch und Bosch Rexroth machten nochmal deutlich, wie wichtig der solidarische Zusammenhalt bei einer Tarifrunde ist und bedanken sich bei den Beschäftigten auf der Kundgebung.
Für die dritte Verhandlungsrunde der regionalen Tarifparteien in der Metall- und Elektroindustrie, die am 18. Januar in Saarbrücken stattfinden soll, kündigte der Homburger IG Metall-Geschäftsführer eine Ausweitung der Aktionen an: „Denkbar sind dann zum Beispiel auch 24-Stunden-Streiks,“ erklärte Reinstädtler. Abschließend gab er den Mitgliedern der Gewerkschaft einen praktischen Ratschlag: „Legt Euch jetzt schon warme Sachen und dicke Schuhe zurecht. Es kann gut sein, dass wir die Sachen sehr bald für die Tarif-Auseinandersetzung brauchen.“

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