Strukturschwache ländliche Regionen unterstützen
Remmesweiler. Das rund 900-Seelen-Dorf Remmesweiler ist gestern in die Testphase des Projektes „Zukunft Dorf“ im Rahmen des Bundesmodellvorhabens Land(auf)Schwung gestartet. Nun gibt es für die Einwohner des Ortes einen digitalen Lieferservice für Lebensmittel. In dieser Testphase wird das System auf Herz und Nieren getestet und erforscht, wie sich dieses Projekt zukünftig auch auf weitere Dörfer übertragen lässt.
Die Einwohner von Remmesweiler können sich ab sofort im Dorfgemeinschaftshaus treffen und dort gemeinsam einkaufen. Seit heute ist der digitale Lieferservice online. Die Kreisstadt St. Wendel, Globus und der Wendelinushof sind mit an Bord. Man kann also online und regional einkaufen. Anfangs werden die bestellten Waren jeden Donnerstag ins Dorfgemeinschaftshaus geliefert, wo sie für die Einwohner zur Abholung bereitstehen.
Die Lieferung ist kostenfrei und die Lebensmittel kosten online genau so viel wie im Laden vor Ort. Für die älteren Generationen, die sich mit dem Internet nicht gut oder gar nicht auskennen, gibt es sogenannte „Dorfcoaches“, um die Bestellungen mit ihnen durchzuführen. Diese Coaches sind Ehrenamtliche, die mithelfen, die digitale Nahversorgungsplattform zu etablieren. „Ich habe mich sehr über dieses Projekt gefreut“, so eine Einwohnerin Remmesweilers, die gleich nach dem Startschuss ihre Bestellung aufgegeben hat. „Es ist ein weiterer Schritt in die Zukunft. In meinem Alter ist man beim Einkaufen auf die jüngere Generation angewiesen und die haben selbst viel zu tun. Ich bin froh, dass ich meine Einkäufe jetzt auf diese einfache Art tätigen kann“, führte sie fort. Ein anderer Bürger aus Remmesweiler zeigte sich ebenfalls begeistert. „Man braucht im Alter doch viel Unterstützung im Alltag. Ich bin alleinstehend, da sind Großeinkäufe schon eine Herausforderung, deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass dieses Projekt ins Leben gerufen wurde und hier in Remmesweiler getestet wird“, erklärte er, direkt nachdem er über die Plattform mit Hilfe eines Dorfcoaches seinen ersten Einkauf getätigt hat.
Für die Senioren ist der digitale Lieferservice eine echte Bereicherung, weil viele nicht mehr so mobil sind, um selbständig in die Stadt fahren zu können. Aber auch für die junge, berufstätige Generation soll dieses Projekt eine große Unterstützung im Alltag sein. Sie können ihre Einkäufe von Zuhause aus tätigen.
Ein weiterer erwünschter Effekt des Projektes ist das Zusammenkommen der Generationen. „Die Jungen können den Älteren dabei helfen, diese Plattform zu nutzen. Gleichzeitig kann man hier im Dorfgemeinschaftshaus Zeit miteinander verbringen“, äußerte sich Projektleiter Stefan Kunz dazu. In Kürze soll auch Winterbach ein „Smart Village“ werden. Dort soll in der Kindertagesstätte ein Treffpunkt für alle Generationen entstehen, an dem ebenfalls ein Computer zur gemeinsamen Nutzung der digitalen Nahversorgungsplattform zur Verfügung stehen wird. Auch dorthin können die Einwohner ihre bestellten Waren liefern lassen und sie bequem abholen – ganz ohne Einkaufsstress. Der perfekte Start für ein vielversprechendes Projekt ist gelungen.
Hintergrund
Mit dem Modellvorhaben Land(auf)Schwung werden strukturschwache ländliche Regionen dabei unterstützt, mit dem demografischen Wandel vor Ort aktiv umzugehen, die regionale Wertschöpfung zu erhöhen und die Beschäftigung im ländlichen Raum zu sichern. Die 13 Förderregionen erhalten jeweils 2,25 Millionen Euro für eigene Projektideen. Damit stärkt das Bundeslandwirtschaftsministerium die ländlichen Räume und macht sie attraktiver für die Zukunft.
Das Modellvorhaben Land(auf)Schwung holt die Regionen dort ab, wo sie zurzeit stehen und unterstützt sie bei der Weichenstellung für die Zukunft. Übergeordnetes Ziel ist es, Freiräume für die Umsetzung von bestehenden Ideen, die bislang nicht realisiert werden konnten, zu schaffen und neue Impulse für die Regionalentwicklung zu setzen. Es gilt, Land(auf)Schwung mit bereits bestehenden Strukturen und Förderangeboten zu vernetzen, sodass Mehrwerte und Innovationen in der Erprobung von Lösungsansätzen (1) zur regionalen Wertschöpfung und (2) zur Grundsicherung der Daseinsvorsorge entstehen können. Regionale Wertschöpfung, sichere, gut bezahlte Arbeitsplätze vor Ort und Gewährleistung der Daseinsvorsorge sind dabei von zentraler Bedeutung, um die Herausforderungen, vor denen periphere ländliche Regionen in Deutschland stehen, zu meistern. Daran entscheidet sich auch, ob junge Menschen eine Perspektive für sich in diesen Räumen sehen, ob Rückkehrwillige in ihrer Heimat wieder Arbeit finden und ob genügend Steueraufkommen erzielt wird, um eine entsprechende Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Dafür sind Qualifikation, Wissen und Innovation der Schlüssel und die Menschen vor Ort das wichtigste Potenzial.
Ziele
•Erprobung neuer Wege zur Beteiligung von Unternehmen und unternehmerischen Menschen in integrierten ländlichen Entwicklungsprozessen. Hierzu zählt auch die Aktivierung des ehrenamtlichen Engagements.
•Vernetzung regionaler Wirtschaftsunternehmen (Klein- und Kleinstunternehmen) zu regionalen Wertschöpfungsketten, die zur Stärkung und Identitätsbildung beitragen.
•Ausbau der Bildungsangebote (Aus- und Weiterbildung).
•Sicherung der Daseinsvorsorge in den Bereichen der privaten und kommunalen Dienstleistungen.
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fotos.Julian Backes
red.zbs