Verdienter 4:1-Sieg gegen SV Rohrbach
Kevin Saks und Daniel Ruschmann bauen Bilanz aus: Elf Tore und neun Torvorlagen sind Top-Werte / Wermutstropfen im Siegesbecher: Schwere Knieverletzung von Attila Serr. Mit verschränkten Armen steht Rüdiger Pfeifer im Anstoßkreis des Ellenfeld-Stadions. Sein Blick schweift durch das sonnendurchflutete Rund, die Gedanken fliegen zurück in die Vergangenheit. „Dort hinten haben wir gestanden“, zeigt er auf die Spieser Kurve. Der Trainer des SV Rohrbach war in jungen Jahren großer Fan der Borussia, pilgerte mit seinem Vater alle 14 Tage nach Neunkirchen, erlebte die großen Jahre der Borussen hautnah mit. Dass er mit seiner Mannschaft eines Tages selbst dort spielen würde, daran hätte der 57jährige im Traum nicht gedacht. Genau auf diese Spieser Kurve zu, die sich im Unterschied zu früheren Zeiten diesmal jedoch gähnend leer zeigte, spielten die Rohrbacher in der ersten Halbzeit. Und das gar nicht mal schlecht.
Denn der Sekundenzeiger hatte noch keine zwei Umdrehungen gemacht, da schockte Angelo Dal Col die Borussen. Nach einer unnötigen Ecke stimmte die Zuordnung in Borussias Abwehr nicht. Philippe Persch konnte den ersten Schuss von Norman Schmitt mit einem Reflex noch parieren, gegen den Nachschuss des Rohrbacher Neuzugangs war er aber machtlos – Rohrbach führte im Ellenfeld! „Schlechter kann ein Spiel nicht beginnen“, sagte Björn Klos. Das Ziel, erstmals seit dem Heimspiel gegen Mettlach wieder „zu null“ zu spielen, war schon gleich nach dem Anpfiff Makulatur. Borussia brauchte ein paar Minuten, um sich zu „berappeln“, fand dann aber doch ins Spiel und setzte erste Akzente. Nach einer Ruschmann-Ecke rauschte Kamil Czeremurzynski per Kopf nur knapp am Leder vorbei (7.). Wenig später verpasste Yannick Bach nach Balleroberung von Tom Fink in aussichtsreicher Position den richtigen Abschluss-Moment (9.) und nach 15 Minuten flog ein Weitschuss des Borussen-Kapitän nur knapp am rechten Rohrbacher Torpfosten vorbei. „Mehr Tempo! Räume besetzen!“, forderte Björn Klos vom Spielfeldrand aus. Nachdem Norman Schmitt mit einem Seitfallzieher aus 17 Metern das Rohrbacher Selbstvertrauen demonstriert hatte, erhöhte Borussia den Druck, benötigte zum Ausgleich aber nach einer Attacke an Yannick Bach an der Strafraumgrenze einen Freistoß, dessen Berechtigung die Rohrbacher Bank anzweifelte. „Den muss man nicht geben“, so Trainer Rüdiger Pfeifer und Sportvorstand Renzo Ortoleva unisono. Daniel Ruschmann war´s schnurzpiepegal, er schnibbelte die Lederkugel ans Lattenkreuz, der wie immer bienenfleißige Attila Serr schaltete am schnellsten und drückte den Ball mit dem Kopf über die Linie. Anschließend hatten beide Teams Gelegenheiten, in Führung zu gehen: Zunächst warf sich Philippe Persch dem allein auf ihn zustürmenden Norman Schmitt mutig entgegen und packte sich das Leder (24.), ehe Piero Ortoleva nach einem langen Schlag von Patrick Seidel in die Spitze in letzter Sekunde vor dem einschussbereiten Kevin Saks rettete (26.). Auf der Gegenseite ging ein abgefälschter Schuss von Christoph Schneider knapp an Philippe Perschs Kasten vorbei (30.), ehe Daniel Ruschmann nur das Außennetz traf (35.) und eine flache Hereingabe von Attila Serr in den Rücken der Abwehr parallel zur Torlinie durch den Fünf-Meter-Raum segelte, ohne einen Abnehmer zu finden (42.). Das 1:1 war nach unterhaltsamen, aber nicht hochklassigen 45 Minuten ein durchaus gerechtes Ergebnis. Borussia hatte zwar Feldvorteile, wirkte aber im Pass-Spiel zuweilen unkonzentriert und im Defensivverhalten nicht immer sattelfest.
Die zweite Halbzeit begann für den agilen Attila Serr sehr unglücklich. Borussias Torschütze zum Ausgleich verdrehte sich nach einem Dribbling ohne gegnerische Einwirkung das linke Knie, der Aufschrei ließ ahnen, dass es für die Nummer 24 nicht weitergehen würde. Gestützt auf Physio Horst Martin und Borussen-Arzt Dr. Sebastian Richter verließ der Mittelfeldspieler das Spielfeld, wurde gleich nach Ottweiler ins Krankenhaus gebracht und kehrte, dick bandagiert, erst nach Spielende wieder ins Ellenfeld zurück. Erst eine MRT-Untersuchung am Montag kann Aufschluss über die Schwere der Verletzung des Pechvogels geben, der bereits am ersten Spieltag eine schmerzhafte Schulterverletzung erlitten hatte. Der für Attila Serr eingewechselte Furkan Erdogan führte sich gleich gut ein, als er nach einer Flanke von Nino Kannengießer volles Risiko ging und den Ball aus der Luft über das Tor beförderte – das Signal für noch mehr Angriffsschwung der Borussen, die jetzt das Heft in die Hand nahmen, das Spielgeschehen diktierten und sich prompt mit der Führung belohnten: Eine Hereingabe von Daniel Schlicker leitete Daniel Ruschmann per Direktabnahme weiter, Kevin Saks machte allein vor Rohrbachs Keeper Yannick Dettweiler wenig Federlesens und drosch den Ball im Stile eines echten Torjägers ins Netz (55.). „Das war genau so, wie wir es uns vorgenommen hatten, nämlich hinter die Kette zu kommen“, freute sich Björn Klos. Der Borussen-Trainer sah seine Truppe jetzt klar dominant, vor allem Kevin Saks rückte ins Zentrum des Geschehens. Borussias Torjäger verfehlte zunächst mit einem Drehschuss das gegnerische Gehäuse nur denkbar knapp (60.), scheiterte an dem sich ihm entgegenwerfenden Dettweiler (66.), ehe er eine Vorarbeit von Tom Fink dann doch eiskalt wie eine Hundeschnauze zum vorentscheidenden 3:1 (67.) verwertete. Rohrbachs Widerstand war jetzt gebrochen, Rüdiger Pfeifers Mannschaft stemmte sich zwar tapfer gegen die drohende Niederlage, konnte aber weitere Chancen der Borussia nicht verhindern, wobei sich Yannick Dettweiler gleich mehrfach (gegen Furkan Erdogan und Kevin Saks) auszeichnen konnte. Machtlos war Rohrbachs Keeper allerdings, als Patrick Seidel kurz vor Schluss eine Vorlage von Patrick Feller aufnahm und mit einem genau getimten Flachschuss ins lange Eck zum 4:1 traf.
„Wir wissen den Sieg einzuordnen“, sagte Björn Klos nach den 90 Minuten. Borussias Trainer war mit dem Ergebnis, aber nicht unbedingt mit der Art und Weise zufrieden, wie sich seine Jungs präsentierten. „Sie zeigen unter der Woche im Training, dass viel mehr Potential in ihnen steckt, als sie es derzeit im Spiel auf den Rasen zu bringen im Stande sind“, so der Borussen-Coach, der jetzt seit ziemlich genau einem Jahr im Ellenfeld im Amt ist und dabei eine beeindruckende Bilanz aufweist: In 35 Spielen gab es 20 Siege, neunmal teilte sich Borussia die Punkte, nur sechsmal mussten sich die Klos-Schützlinge geschlagen geben. 69 Punkte wurden gesammelt, pro Spiel fast zwei Punkte im Schnitt, eine Ausbeute, die – umgesetzt auf eine Saison – in aller Regel einen vorderen Platz bedeutet.
Rohrbachs Coach Rüdiger Pfeifer war mit seiner Trainer-Premiere im Ellenfeld und dem Auftreten seiner Mannschaft durchaus einverstanden. „Wir haben uns gut verkauft, die Niederlage ist zu hoch ausgefallen“, bilanzierte der Übungsleiter. „In Halbzeit zwei war Borussia klar überlegen und hätte noch höher gewinnen können“, lautete dagegen Axel Bastians Fazit im Liveticker auf fupa.net – zwei Aussagen, die auf den ersten Blick auf dem ersten Blick unterschiedlicher kaum sein können, aber dem Spielverlauf nach durchaus nachvollziehbar scheinen und zeigen, wieviel manches von Kleinigkeiten abhängt. Unbestritten allerdings kann das gelten, was Rohrbachs Sportvorstand Renzo Ortoleva bemängelte: „Der Zustand des Rasens im Ellenfeld ist der Saarlandliga nicht würdig. Borussia hat sich besser darauf eingestellt und verdient gewonnen.“ Ein echter Heimvorteil also, den sie da genutzt haben, die Borussen – ob sie damit auch wieder endgültig in die Erfolgsspur zurückgekehrt sind, werden die nächsten Spiele zeigen.
text/foto.Jo Frisch
red.zbs