Borussen-Präsident Alexander Kunz zieht im Interview erste Bilanz
Highlight Saarlandpokal / Imagepflege auch durch die Borussen-Girls / Wiederinstallierung einer zweiten Mannschaft eine „Herzensangelegenheit“
Ein halbes Jahr ist er jetzt im Amt: Der neue Vorstand um Präsident Alexander Kunz, der zum 1. Juli die Geschäfte der Borussia leitet. Viel ist auf die Vorstandsmitglieder eingestürmt, vor allem die finanzielle Lage des Vereins bereitet nach wie vor nicht nur Sorgen, sondern bindet auch Kräfte, die auf anderen Baustellen gebraucht würden, so Alexander Kunz (AK) im Interview, in dem er auf seine bisherige Amtszeit zurück- und auf den zweiten Teil der Saison 2018/19 vorausblickt.
Alexander Kunz, der Jahreswechsel ist immer ein Anlass, Bilanz zu ziehen und auch schon einen Blick in die Zukunft zu werfen. Wie sieht das Fazit des Borussen-Präsidenten für das zweite Halbjahr 2018 aus?
AK: Die schwierige finanzielle Situation war für uns als neuen Vorstand von Anfang an das beherrschende Thema. Der permanente Kampf, finanzielle Mittel zu generieren, um das Ding am Laufen zu halten, kostet nicht nur viel Zeit, sondern auch Kraft, die wir natürlich auch gerne in andere Bereiche des Vereins investieren würden. Wir haben zwar schon einiges auf den Weg gebracht, ich denke da an die Schilder-Aktion „Wir sind Borussia“ vor dem Stadion oder den Ellenfeldring, um nur zwei Beispiele zu nennen. Beides ist gut angenommen worden. Aber es liegen immer noch Bereiche brach, denen sich zu widmen aber unsere zu geringe Manpower einfach nicht zulässt.
Im Herbst ließ die Kunde aufhorchen, Borussia brauche kurzfristig 30.000 Euro, um die Saison durchzufinanzieren. Ist diese Summe zusammengekommen?
AK: Leider noch nicht in Gänze. Das ist insofern auch schade, weil manche Sponsoren ihre Zuwendungen davon abhängig gemacht haben, dass wir diese 30.000 Euro generieren. Deshalb ist von unseren Gönnern bislang nicht die Summe geflossen, die wir uns vorgestellt hatten. Erschwerend hinzu kommt, dass wir seit dem Spiel Ende Oktober gegen den FV Schwalbach bis zur Winterpause nur noch Auswärtsspiele bestritten haben und uns somit Einnahmen aus Heimspielen fehlen. Diese Einnahmen decken zwar nicht den Bedarf, tragen aber doch dazu bei, dass es weitergeht. Die Wintermonate – für Januar und Februar gilt ja das gleiche – zu überbrücken gleicht einem Drahtseilakt, der viel Zeit und Kraft bindet. So können wir uns anderen Projekten nicht in dem Maße widmen, wie wir das gerne täten.
Zu diesen Projekten gehört auch die zweite Mannschaft, die ja im Sommer abgemeldet wurde. Welche Auswirkungen das hatte, konnte man angesichts des dünnen Kaders im Saarlandligateam deutlich merken.
AK: Die Installierung einer neuen zweiten Mannschaft ist für uns ganz wichtig, ja regelrecht eine Herzensangelegenheit. Aber auch hier müssen die finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Denn selbst wenn wir ganz unten anfangen, ist uns daran gelegen, einen qualifizierten Trainer für diese zweite Mannschaft zu gewinnen. Und das hat ebenso seinen Preis wie die Ausrüstung des Teams. Aber wir wollen das Projekt zweite Mannschaft auf jeden Fall umsetzen, entsprechende Gespräche im Vorstand werden geführt. Überhaupt ist es das Ziel, schon bald mit belastbaren Finanzplanungen für die nächste Saison zu beginnen mit Zahlen, die auf einem festen Fundament stehen.
Stichwort Jugendarbeit – hier zeigen sich im Grundlagenbereich erste hoffnungsvolle Absätze …
AK: Auf jeden Fall. Wir sind sehr froh, im Grundlagenbereich äußerst engagierte und qualifizierte Leute am Werk zu haben, die tolle Arbeit leisten und 2018 sehr erfolgreich waren. Das entwickelte Jugendkonzept muss auf sportwissenschaftlicher Basis ebenso weitergeschrieben werden wie unter sozialen Aspekten. Denn was Integration, Inklusion und auch Gesundheit und Bewegung von Kindern und Jugendlichen angeht, haben wir als Verein eine gesellschaftliche Verantwortung. Mehr Jugend bedeutet aber auch mehr qualifizierte Trainer und Betreuer und damit einen erweiterten Bedarf an finanziellen Ressourcen. Wir hoffen, mit einem gehaltvoll weiterentwickelten Jugendkonzept auch Sponsoren speziell für unsere Jugendabteilung ansprechen zu können. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Real Madrid-Fußballcamp im Sommer – ein Highlight für unsere Jugendabteilung, die dort eine gute Plattform hat, sich zu präsentieren. Das gilt übrigens auch für die Kooperation mit den Neunkircher Schulen, die wir verstärkt angehen wollen.
Wie bewertet der Borussen-Präsidenten die sportliche Situation?
AK: Angesichts des kleinen Spielerkaders der Saarlandliga-Mannschaft war es absehbar, dass es zu Problemen kommt. Das hat ja auf der Zielgeraden vor der Winterpause knallhart durchgeschlagen. Nicht nur im Spiel, sondern auch im Trainingsbereich sind die Möglichkeiten eingeschränkt, wenn man nur wenige Akteure zur Verfügung hat. Dennoch hat die Mannschaft, jeder, der auf dem Platz stand, alles gegeben, was ihm zur Verfügung stand. Das will ich in aller Deutlichkeit sagen. Denn wir haben eine Mannschaft mit Charakter und der richtigen Einstellung. Was in der Truppe steckt, konnte sie zu Saisonbeginn zeigen, als noch alle Mann an Bord waren. Deshalb habe ich auch die Hoffnung, dass bei einem guten Start nach der Winterpause nach oben noch was geht. Ich will hier nicht von Aufstieg reden, das wäre vermessen und kann angesichts der starken und zum Teil schon sehr weit enteilten Konkurrenz nicht das Ziel sein. Aber guten Fußball zu spielen, den Leuten zu zeigen: Hier bewegt sich was – das soll schon der Anspruch sein. Wenn das gelingt, können wir unter den ersten Fünf der Tabelle landen.
Gibt es denn Aussicht auf personelle Verstärkung in der Winterpause?
AK: Unser Sportvorstand Gunther Persch lotet derzeit Möglichkeiten aus, die natürlich auch in unserem ganz eng gestrickten finanziellen Rahmen machbar sein müssen.
Dass Borussia im Sparkassenpokal Saar überwintert, hat den Borussen-Präsident sicher sehr gefreut.
AK: Das ist in dieser Saison ein besonders Bonbon! Natürlich hatten wir dabei auch das Quäntchen Losglück, das man dazu einfach braucht. Zu diesem Glück zähle ich auch, dass wir jetzt im Viertelfinale mit dem SV Altstadt auf einen sympathischen Verein treffen, der sehr fußballbegeistert ist. Für Altstadt ist es das Spiel des Jahres, das bestimmt eine Menge Zuschauer mobilisieren wird. Allein darauf beziehe ich mich, wenn ich von Losglück spreche. Denn sportlich wird das eine Gratwanderung. Tagesform, Kopfsache – all das sind Dinge, die im Pokal eine Rolle spielen. Auf jeden Fall eine durchaus knifflige Aufgabe, die wir mit einer gesunden Mischung aus Demut und Selbstbewusstsein angehen wollen.
Wobei das Erreichen des Halbfinales auch der Borussen-Kasse ausgesprochen gut täte!
AK: Überhaupt keine Frage! Zumal das Halbfinale auf den Maifeiertag (1. Mai) terminiert ist. Je nach Gegner und Wetter könnte das ein für die Mannschaft, die Fans und die Finanzen tolles Spiel werden. Träumen mag erlaubt sein, aber noch ist es nicht so weit. Man soll bekanntlich das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist!
Sehr viel Freude machen derzeit auch die Borussen-Girls.
AK: Die Mädels sind sehr engagiert bei der Sache, die Trainer arbeiten sehr gut und identifizieren sich total mit ihrer Aufgabe und dem Verein. Dadurch tragen sie in erheblichem Maße zur Imagepflege bei, sie präsentieren Borussia gut und bereichern den Verein. Ich bin sehr froh, dass wir diese Damen-Mannschaft haben!
Alexander Kunz, zusammen mit dem Borussen-Präsident sind wir gespannt auf die weiteren Entwicklungen im neuen Jahr und freuen uns auf eine hoffentlich erfolgreiche Zeit unserer Borussia. Vielen Dank für das Gespräch! (-jf-)
text.jo frisch borussia neunkirchen
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