Die Arbeitskammer des Saarlandes warnt davor, Schulen und Kitas wegen steigender Infektionszahlen erneut flächendeckend zu schließen.
„Auch das oft diskutierte Wechselmodell zwischen Präsenzunterricht und digitalen Lernformen ist keine ernstzunehmende Option und würde arbeitende Eltern über die Maßen belasten“, sagt Beatrice Zeiger, Geschäftsführerin der Arbeitskammer des Saarlandes. „Die Betreuung und Beschulung der Kinder und Jugendlichen muss weiter sichergestellt werden“, so Zeiger.
Nach Zahlen des saarländischen Bildungsministeriums liegt die Quote der mit dem Corona-Virus infizierten Schüler*innen seit Ende der Sommerferien bei 0,08% der Gesamtschüler*innenzahl, die der Lehrkräfte bei 0,1%. „Das zeigt klar, dass von Schulen und Kitas kaum eine Infektionsgefahr ausgeht. Im Gegenteil. Wenn an den Schulen und in den Kitas die Hygienekonzepte eingehalten werden, kann gerade dort die Infektionslage gut kontrolliert und eingedämmt werden“, ist Zeiger überzeugt. Auch das bisherige Vorgehen der Gesundheitsämter, einzelnen Klassen und Gruppen in Quarantäne zu schicken und diese erst nach negativen Testergebnissen wieder aufzuheben, habe sich bewährt. Eine Verlängerung der Weihnachtsferien lehnt die Arbeitskammer aus demselben Grund ab. „Schulen sind nicht die Treiber des Infektionsgeschehens. Solch eine Maßnahme hätte keine Auswirkungen auf das Corona-Geschehen“, so Zeiger.
Die Schulen und Kitas aus Angst vor steigenden Infektionszahlen wieder komplett zu schließen, würde viele Familien dagegen erneut in eine enorme Zwangslage bringen. Beim ersten Lockdown sind bereits viele Eltern an der Belastungsgrenze gekommen, zudem haben viele finanzielle Einbußen hinnehmen müssen, da sie ihre Kinder betreuen und währenddessen bloß eine Lohnersatzleistung von 67 Prozent ihres vorherigen Nettolohns erhalten. „Vor allem Frauen – das hat der erste Lockdown gezeigt – werden überproportional belastet sein, da sie in der Regel die Familienarbeit übernehmen“, warnt Zeiger. Noch härter würde es die Alleinerziehenden treffen – auch hier vornehmlich Frauen.
Die Arbeitskammer warnt außerdem davor, dass die ohnehin starke Bildungsbenachteiligung sich durch einen erneuten Lockdown nachhaltig verschärfen würde. „Kinder, die in prekären sozioökonomischen Lebensverhältnissen aufwachsen, sowie Kinder mit besonderem pädagogischen Förderbedarf oder deren Familien die deutsche Bildungssprache nicht beherrschen, werden von der Situation wieder besonders stark betroffen sein“, so Zeiger abschließend.
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red.zbs / mp