Ausbau der Schulsozialarbeit

Ein wichtiger Schritt hin zu mehr Bildungsgerechtigkeit Ausbau der Schulsozialarbeit

Die Arbeitskammer des Saarlandes befürwortet die Pläne der Bildungsministerin, nach den Sommerferien an allen Schulen wieder einen Regelbetrieb einzuführen, insofern es die Infektionslage zulässt. „Es ist richtig, jetzt Perspektiven zu entwickeln, wie wir das Recht auf gute Bildung für alle Kinder wieder sicherstellen können. Denn wir müssen davon ausgehen, dass sich die Bildungsungleichheit in den letzten Monaten noch einmal nachhaltig verschärft hat. Insbesondere Kinder in prekären Lebenslagen hat dies hart getroffen“, sagt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer. Auch die Ankündigung des Bildungsministeriums, gemeinsam mit den Landkreisen die Schulsozialarbeit flächendeckend auszubauen, ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Bildungsgerechtigkeit und eine gute Grundlage für den Aufbau multiprofessioneller Teams an den Schulen.
Zugleich mahnt die AK an, die Versäumnisse der vergangenen Jahre jetzt dringend aufzuarbeiten – und zwar auf allen staatlichen Ebenen und zwischen den einzelnen Ministerien. „Viele Diskussionen würden wir jetzt gar nicht führen, wenn die sächliche, räumliche und personelle Ausstattung der Schulen wirklich bedarfsgerecht wäre. 100 befristete Lehrerstellen sind keine nachhaltige bildungspolitische Offensive“, so die Kritik von Otto. „Um wirklich voranzukommen, bedarf es mehr. Dazu muss das Land aber auch bereit sein, mehr Geld in die Hand zu nehmen. Das Tauziehen zwischen Finanzministerium und Bildungsministerium muss im Sinne guter Bildung für alle Schüler*innen ein Ende haben. Das Finanzministerium muss sich hier bewegen“, so Otto.
Ein weiterer wichtiger Punkt für die AK: „Statt vom ‚Lehrerzimmer der Zukunft‘ zu reden, sollten wir endlich das ‚Kollegium der Zukunft‘ realisieren“, so Otto. Die am Mittwoch von Bildungsministerium und Landkreistag verkündete Einigung auf eine paritätische Finanzierung bei der Schulsozialarbeit wertet die AK als wichtige Grundlage. „Nun geht es darum, auf dieser Grundlage die Schulsozialarbeit sowohl flächendeckend als auch, wie von der AK seit vielen Jahren gefordert, bedarfsorientiert nach einem Sozialindex tatsächlich auszubauen“, erinnert Otto. Und: Multiprofessionelle Teams bestehen nicht nur aus Lehrern und Sozialarbeitern sondern auch aus Förderschulpädagogen, Integrationshelfern, Deutschförderkräften und Schulpsychologen. „Es muss langfristiges Ziel sein, weitere Professionen in den Schulen zu etablieren“, so Otto.
„Im Bereich der Schulsozialarbeit an allgemeinbildenden Schulen geht es dank der Zuständigkeit des Bildungsministeriums nun voran. Wir brauchen jetzt klare bildungspolitische Zielmarken, was wir wann in diesem Land erreichen wollen und können“, fordert Otto. Die AK schlägt vor, in einem Zwischenschritt – etwa drei bis vier Jahre – ein Verhältnis von einer vollen Schulsozialarbeiterstelle auf 350 Schülerinnen und Schüler zu realisieren. Ein Verhältnis von 1 zu 150 sollte die langfristige Zielperspektive von Schulbehörde und Jugendhilfe sein, um sich den fachlichen Standards anzunähern.
Die AK fordert zudem, die beruflichen Schulen beim angekündigten Ausbau der Schulsozialarbeit nicht zu vernachlässigen. „Leider wird sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt durch die Corona-Krise für viele junge Menschen verschlechtern“, befürchtet Otto. „Daher halten wir eine Aufstockung der Schulsozialarbeit insbesondere für den beruflichen Übergangsbereich für notwendig. Letztlich sollten aber Schülerinnen und Schüler aller beruflichen Bildungsgänge von dem erweiterten Bildungsauftrag durch die Schulsozialarbeit profitieren“, so Otto abschließend.

text.arbeitskammer saarland
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red.zbs / mp