Mieses Zeugnis für die Fahrradinfratruktur in Saarbrücken.
Für den Ortsverband Halberg der Partei Bündnis 90/ Die Grünen sind die Ergebnisse der vom ADFC organisierten Umfrage zur Fahrradfreundlichkeit deutscher bzw. saarländischer Städte keine Überraschung. Es sei sehr schmerzlich, dass sich daran in Saarbrücken auch in der dritten Legislaturperiode mit grüner Beteiligung an Ratskoalitionen nichts nennenswertes geändert habe. Es sei immer noch nicht erkennbar, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarte Verkehrswende irgendeiner Konzeption folge.
Die von prominenter grüner Seite geäußerte Freude über die baldige Einrichtung der Fahrradzone Nauwieser Viertel verkenne, dass Radfahren nur dann einen wesentlichen Beitrag zu einem veränderten Verkehrsverhalten beitragen könne, wenn das gesamte Verkehrsnetz darauf ausgerichtet sei. „Es ist völlig unzureichend, hier und da ein paar symbolhafte Fahrradzonen-Schilder aufzustellen und die Radfahrer dann danach wieder in die Trostlosigkeit von 10 Jahren R2G zu entlassen“, merkte Frank Lichtlein, Radfahraktivist und Pressesprecher des Ortsverbandes.
Daran ändert auch die jüngste Pressemitteilung der Jamaika-Koalitionspartner zum Thema Fahrradverleih nichts. Die Forderung sei zwar nachrangig, aber je nach Umsetzung nicht unbedingt schädlich. Es komme nur darauf an, wie sie umgesetzt wird.
Das stationslose System, das das Abstellen des Fahrrads an beliebiger Stelle ermögliche, sei schon seit vielen Jahren bekannt und habe die Konsequenz, dass die Fahrräder i.d.R nachts mit einem Diesel-Transporter eingesammelt würden. Nach Ansicht der Halberger Grünen würde dadurch ein möglicher positiver Effekt deutlich gemindert werden. Da nicht zu erwarten sei, dass die Fahrräder nach Benutzung auf den Autospuren abgestellt würden, sei zu befürchten, dass die Gehwege, die in Saarbrücken bis auf wenige Ausnahmen sowieso schon viel zu schmal seien, noch mehr mit Hindernissen für Fussgehende, Rollstuhlfahrende und Kinderwagen Schiebende zugestellt würden.
Wenig überraschend sei, dass das Modethema „Lastenräder“ auch am Rande erwähnt werde. Ein unqualifizierter Prüfauftrag an die Verwaltung stelle normalerweise ein Begräbnis dritter Klasse dar. Es wäre eine positive Überraschung, wenn die Grünen den Prüfauftrag durch Vorgabe von sinnvollen Kriterien und Zielen noch ertüchtigen würden. So habe zum Beispiel die Magdeburger Universität erfolgreich Tests mit autonom fahrenden Lastenrädern durchgeführt. Diese Fahrräder könnten selbständig zum Ort der Nachfrage, beispielsweise einem Supermarkt, fahren und nach dem Ende der Ausleihzeit wieder selbständig zum Depot fahren. Es wäre doch ein echtes Novum, wenn Saarbrücken mal an der Spitze einer Entwicklung stehen würde und sich nicht erst mit vielen Jahren Verspätung im Zeitlupentempo bewegen würde.
Auffallend sei, dass die eigentlich zentralen Maßnahmen, mit denen die Defizite der Saarbrücker Radfahr-Infrastruktur beseitigen werden könnten
Ausbau der Radweginfrastruktur
Bessere Anbindung der Stadtbezirke
sichere Abstellmöglichleiten
vom verkehrspolitischen Sprecher der CDU-Stadtratsraktion vorgebracht wurden. Das stimme im Hinblick auf eine Realisierungschance doch optimistischer als reine Lippenbekenntnisse der traditionell durchsetzungsschwachen grünen Stadtratsfraktion.
text.Ortsverband Halberg der Partei Bündnis 90/ Die Grünen
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red.zbs / mp