Trainerentlassung und den Ereignissen vom Donnerstag.
Von Motz
Verfolgt man in den letzten Tagen aufmerksam die Presseberichte und Kommentare diverser Medienvertreter, aber auch was die Vertreter des Vereins so öffentlich von sich geben, hat man das Gefühl man wolle die Fans für das desaströse Scheitern von Ex-Trainer Jens Kiefer und den drohenden Absturz in die Oberliga zu den Hauptverantwortlichen machen, statt die Fehler endlich mal bei sich selbst zu suchen.
Vor der eigenen Haustür zu kehren war ja noch nie die Stärke des aktuellen Vorstandes, aber langsam nimmt die Selbstüberheblichkeit dramatische Züge an. Den treuen Fans, die trotz des ganzen Dilemmas um den Verein überhaupt noch ins Waldstadion kommen, wirft man nun sogar eine „Hetzjagd“ auf Kiefer vor. Aktuell hat man aber eher das Gefühl es handelt sich um eine gezielt gesteuerte „Hetzjagd“ auf die Fans, um von den eigenen Problemen und katastrophalen Fehlern abzulenken, die uns in diese bedrohliche Situation geführt haben.
Keine Frage, was am Donnerstag beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II im Waldstadion passiert ist, kann niemandem gefallen, und hat in dieser Form wohl noch nie im Waldstadion stattgefunden. Man sollte sich dabei aber fragen warum es überhaupt so weit kommen musste. Am Donnerstag hat sich der Frust Bahn gebrochen, der sich über Jahre aufgebaut hat, eine Antwort auf die Verarsche die sich die handelnden Personen im Verein über all die Jahre gegenüber den Fans und der Öffentlichkeit abgehalten haben und wahrscheinlich auch weiter werden. Hier sollte man ansetzen statt den wenigen Fans die überhaupt noch kommen den Schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben.
Den Medienvertretern, insbesondere von SR und SZ sei gesagt, es wäre wünschenswert die Kritik der Fans mal aufzugreifen und dem nachzugehen, man nennt es auch Journalismus, statt sich von den Vereinsverantwortlichen immer wieder einlullen zu lassen.
Rückblick: Als Jens Kiefer im Sommer 2014 als neuer Trainer verpflichtet wurde, standen viele Fans dieser Verpflichtung schon äußerst skeptisch gegenüber. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an seine erste Amtszeit von 2008 bis 2010, in der trotz Aufstieges bereits viel Porzellan zwischen Trainer und Fans zerschlagen wurde. Zusätzlich war begeisternder, oder auch nur gut anzusehender Fußball trotz des Aufstieges absolute Mangelware.
Der Auftrag an Kiefer in seiner zweiten Amtszeit wurde klar vom Verein kommuniziert. In den nächsten zwei bis drei Jahren sollte der Sprung in die dritte Liga gelingen. Dazu sollte in den ersten Jahren eine schlagkräftige Mannschaft aufgebaut werden. Was folgte war ein absoluter Stillstand in der Entwicklung, gepaart mit teilweise grauenhaftem Fußball, der nur sehr selten dazu geeignet war irgendwelche Emotionen hervorzurufen. Attraktiver Fußball wurde aber auch nicht durch bedingungslosen Kampf ersetzt. Emotionale Momente, Aufholjagden, und Ähnliches wie man sie schon oft im Waldstadion erlebt hat, der unbedingte letzte Wille Spiele zu gewinnen fehlte zumeist. Statt dem Sprung in die dritte Liga, droht nun der Abstieg in die Oberliga, daher war eine Trennung von Kiefer die einzige logische Konsequenz, auch wenn diese viel zu spät erfolgte.
Sportlich war das erste Jahr nach dem geplanten großen Umbruch (15 Neuzugänge und 14 Abgänge) mit dem erreichten sechsten Tabellenplatz in Ordnung, obwohl der Abstand auf die Relegationsplätze bei 12 Punkten Rückstand schon beachtlich war, aber für ein Aufbaujahr absolut im Rahmen.
Obwohl man im darauffolgenden Jahr die Saison ebenfalls auf dem sechsten Tabellenplatz beendete, machte sich Kritik breit. Der Vorwurf war, die Mannschaft habe sich trotz zahlreicher Kaderergänzungen (kein Stammspieler hat den Verein verlassen und 12 neue Spieler kamen) nicht weiterentwickelt. Ebenfalls war die über weite Strecken unattraktive Spielweise gerade in den Heimspielen vielen Fans ein Dorn im Auge. Durch den Pokalsieg konnte man zumindest eine ansonsten langweilige und emotionslose Saison noch halbwegs retten. Für Empörung sorgte zudem, dass der eigentlich noch bis Sommer 2017 laufende Vertrag von Kiefer, an dem ohnehin schon berechtigte, massive Kritik laut wurde, ohne ersichtlichen Grund in einer äußerst prekären Situation vorzeitig bis 2019 verlängert wurde.
Blauäugigkeit des Vorstandes und eine erneut verfehlte Transferpolitik, aber auch Verletzungspech sorgten im dritten Jahr erneut für einen kapitalen Fehlstart in die Saison. Die sportliche Führung war nicht in der Lage durch entsprechende Verpflichtungen und eigene Führung ein Kollektiv zu formen, das auch Rückschläge wegstecken und konstant erfolgreichen Fußball spielen kann. Das eigentlich vorhandene fußballerische Potenzial liegt brach. Ein weiterer entscheidender Punkt ist, dass es den Verantwortlichen trotz gutem Etat nicht gelungen ist den Abgang von Torjäger Patrick Schmidt zu kompensieren. Eine desolate Heimbilanz von inzwischen schon 10 Heimniederlagen und eine schlechte Außendarstellung (Transferpolitik, Trainingslager Türkei, Mitgliederversammlung etc.) sorgten neben der sportlichen Talfahrt auch dafür, dass immer mehr langjährige Stadionbesucher dem Waldstadion fernblieben.
Dem nun immer stärker in die Kritik geratenen Kiefer ist es trotz diverser Maßnahmen nicht mehr gelungen den Absturz in Richtung Abstiegsplätze zu verhindern. Kiefer hat es in seiner zweiten Amtszeit leider nicht geschafft den Verein auch nur annähernd an das ausgegebene Ziel heranzuführen. In knapp drei Jahren hatte man mehr oder weniger nur Pflichtfreundschaftsspiele. Die Tabellenplätze ganz vorne kannte man in den 99 Spielen in denen Kiefer den FCH betreute eigentlich nur vom Hörensagen.
Als die Verantwortlichen nach dem Debakel in Offenbach aus unerklärlichen Gründen weiter an Kiefer festhielten, brachte diese Entscheidung beim harten Kern der FCH-Fans das Fass endgültig zum Überlaufen. Man hatte ganz stark das Gefühl, dass Freundschaften und der Unwille sich teure Verfehlungen einzugestehen (u.a. Vertragsverlängerung Kiefer) für den Vorstand über dem Wohle des Vereins stehen, und man bereit sei einen Abstieg billigend in Kauf zu nehmen.
Die verbalen Angriffe gerade in den sozialen Medien einiger Fans gegen Kiefer, die teilweise unter die Gürtellinie gingen, gingen sicherlich zu weit. Da dürfte man sich einig sein. Hier wäre bei den entsprechenden Personen ein Nachdenken über Umgangsformen und Anstand angebracht. Es geht um den Verein, nicht um die Person. Persönliche Beleidigungen bringen dabei niemanden weiter. Das hat aber nichts damit zu tun, dass es notwendig ist das Kind beim Namen zu benennen, was die Fans mit „Kiefer-Raus“- Rufen auch in plakativer Form getan haben. Das ist völlig legitim und kommt in jedem Stadion vor. Richtig laut und zahlreich während des Spiels wurden diese Rufe aber auch erst letzten Donnerstag.
Obwohl Jens Kiefer letztendlich die in ihn gesetzten Ziele nicht erreicht hat, wünschen wir ihm für die Zukunft alles Gute.
Unserem neuen Trainer Jürgen Luginger wünschen wir viel Erfolg und dass es ihm gelingt das kenternde FCH-Schiff wieder auf Kurs zu bringen.
Nun geht der Blick nach vorne, und da steht am Freitag das nächste Spiel bei Wormatia Worms auf dem Programm. Fünf Spiele hat man nun noch Zeit den Absturz in die Oberliga zu verhindern und um vielleicht trotz der vielen Fehler die begangen wurden doch noch mit einem blauen Auge davonzukommen. An die Mannschaft, die sich durch die massiven Dispute zwischen Verein und sportlicher Führung auf der einen Seite, und den Fans auf der anderen Seite und die sich entladende Wut vielleicht nicht der vollen Unterstützung sicher ist: Wir stehen hinter euch! Wenn ihr kämpft, kämpfen wir mit! Ihr habt uns an eurer Seite! Gemeinsam zum Klassenerhalt! AUF GEHT’S, PACK’ MAS!
foto. motz