Starkregen trifft Neunkirchen.
Von Christopher Benkert
Neunkirchen. Sintflutartige Regenfälle gingen am Sonntagabend, 9. Juli über den Neunkircher Stadtteilen Furpach, Kohlhof, Ludwigsthal und Wellesweiler nieder, als ein schweres Gewitter über die Stadt hinweg zog.
Binnen weniger Minuten liefen zahllose Keller in den vier besonders vom Starkregen betroffenen Stadtteilen voll Wasser. Fast 60 Alarme erreichten die Freiwillige Feuerwehr Neunkirchen und hielten 100 Feuerwehrleute bis weit nach Mitternacht im Dauereinsatz.
Gegen 20:30 Uhr erreichte ein starkes Gewitter Neunkirchen. Mit ihm setzten auch heftige Regenfälle ein. Innerhalb kürzester Zeit fallen 65 l Regenwasser auf den Quadratmeter. Das ist noch mehr als es in einem durchschnittlichen Juli in Neunkirchen insgesamt regnet. Noch während der Starkregen niedergeht erreichen die ersten Alarmmeldungen die Freiwillige Feuerwehr Neunkirchen. Der Löschbezirk Furpach muss um 20:35 Uhr zu den ersten überfluteten Kellern nach Kohlhof ausrücken. Fast im Minutentakt gehen neue Alarme ein. Immer mehr Menschen wählen den Notruf weil ihre Wohnhäuser oder Firmen durch den starken Regen überschwemmt werden. Schwerpunkt sind die drei dicht beieinander liegenden Stadtteile Furpach, Kohlhof und Ludwigsthal sowie das nahe Wellesweiler. Aber nicht nur den Notruf benutzten die vom Regen Getroffenen um die Feuerwehr zu rufen wie der Neunkircher Pressesprecher Christopher Benkert zu berichten weiß: „Teilweise wurden unsere im Einsatz befindlichen Feuerwehrleute von Anwohnern angesprochen und über weitere Einsatzstellen informiert. Mitunter riefen Betroffene auch bei ihnen bekannten Feuerwehrleuten oder sogar in den Gerätehäusern an um die Feuerwehr zu rufen.“ Gerade letzteres ist sehr problematisch, denn die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr Neunkirchen sind nicht ständig besetzt. „Am besten ist es die Feuerwehr über den Notruf 112 zu alarmieren. Die Leitstelle fragt alle relevanten Daten ab und leitet sie an die Feuerwehr weiter“, so Benkert.
Schnell wird klar das die Feuerwehrleute aus dem Löschbezirk Furpach mit ihren zwei Löschfahrzeugen der Lage alleine nicht Herr werden können. Mit den Löschbezirken Ludwigsthal, Wellesweiler und später auch Neunkirchen-Innenstadt und Münchwies sowie aus dem benachbarten Elversberg werden weitere Kräfte im Kampf gegen die Wassermassen mobilisiert. Bei der Mehrzahl der Einsätze handelt es sich um überflutete Keller, in die durch Fenster oder den Rückstau aus dem Kanal Wasser gelaufen ist. Teilweise meterhoch steht das Wasser in den Kellerräumen und kann nur mit Tauchpumpen und speziellen Wassersaugern abgesaugt werden. Mancherorts verschwindet das Wasser aber auch so schnell wie es gekommen ist. Fließt das Wasser im Kanal erstmal ab, so läuft es auch schnell wieder aus den Kellerräumen hinaus. „An manchen Einsatzstellen musste die Feuerwehr nicht mehr tätig werden, weil das Wasser schon von alleine wieder abgelaufen war“, berichtet Benkert. Außer in Privathaushalte muss die Feuerwehr auch in verschiedene Industrie- und Gewerbebetriebe wegen Wasserschäden ausrücken.
An drei Stellen im Stadtgebiet ist die Feuerwehr länger im Einsatz. Im Bereich der Homburger Straße in der Ortsmitte von Wellesweiler steht das Wasser anfangs knapp einen Meter hoch auf der Fahrbahn. Autos treiben teilweise in den Wassermassen umher und zahlreiche Keller umliegender Häuser laufen voll Wasser. Darunter auch der Keller einer Bankfiliale, in der sogar der Tresorraum voller Wasser steht. Erst nach 1 Uhr in der Nacht können von hier die letzten Feuerwehrfahrzeuge wieder abrücken. Keine anderthalb Kilometer Luftlinie entfernt, in der Bliesstraße, drückt sich Regenwasser in die Verkaufsräume eines Baumarktes und setzt diesen großflächig unter Wasser. Und auch in Münchwies, am anderen Ende der Stadt, muss die Feuerwehr tätig werden. Die Straße nach Münchwies wird im Bereich des Jungenwaldes so stark durch Erdreich und herabgefallene Äste verunreinigt, das sie bis zur Reinigung durch den Landesbetrieb für Straßenbau komplett gesperrt werden muss. Auch der Linienverkehr der Neunkircher Verkehrsgesellschaft wird davon nicht verschont. Hier unterstützen auch Feuerwehrleute aus Löschbezirken der Feuerwehr Ottweiler die Neunkircher Wehr.
Um die Vielzahl an Einsätzen besser koordinieren zu können gehen die beiden Einsatzleitwagen der Feuerwehr Neunkirchen und der Technischen Einsatzleitung des Landkreises aus Ottweiler am Gerätehaus in Furpach in Stellung. Von ihm aus planen die Neunkircher Wehrführung und Kreisbrandinspekteur Werner Thom den Einsatz der Feuerwehrkräfte. Hilfe erhalten sie auch von der Führungsunterstützung des Landkreises. Mit einem Kommandowagen fahren zwei Führungskräfte zeitweise die unterschiedlichen Einsatzstellen ab, um sie zu erkunden und eine Prioritätenliste für die Abarbeitung der Einsätze zu erstellen.
Am Ende muss die Freiwillige Feuerwehr Neunkirchen zu knapp 60 unterschiedlichen Einsätzen ausrücken. In der Spitze befanden sich 100 Feuerwehrleute gleichzeitig in der ganzen Stadt im Einsatz. Nach etwa sechs Stunden sind auch die letzten Einsätze abgearbeitet und die Feuerwehrleute können wieder in ihre Gerätehäuser einrücken. Nach dem Einsatz ist aber vor dem Einsatz, wieder eingerückt müssen die Feuerwehrleute die benutzte Ausrüstung erst noch reinigen und alles für folgende Einsätze vorbereiten. Auch am folgenden Montag muss die Freiwillige Feuerwehr Neunkirchen ausrücken und erst am Tag nach dem Unwetter entdeckte Wasserschäden beseitigen.
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