Saarbrücken. Im Saarland sterben mehr Menschen nach einer planbaren Operation im Krankenhaus, als es sein müssten.
Schuld daran ist die mangelnde Routine mancher Kliniken bei bestimmten komplexen Eingriffen. Diesen Schluss legt der aktuelle Krankenhausreport der BARMER nahe. „Erfahrung allein führt aber nicht immer automatisch zu besseren chirurgischen Eingriffen. Oft braucht es ebenso Operationsteams mit Spezialisten verschiedener Fachrichtungen sowie eingespielte Abläufe in Kliniken vor und nach Operationen, also eine hohe Struktur- und Prozessqualität“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Fast jeder vierte Saarländer (23,5 Prozent, Bund: 21,1 Prozent) wurde im Jahr 2019 stationär im Krankenhaus behandelt. Im Durchschnitt hat jeder Einwohner des Saarlands 1,7 Tage (Bund: 1,6 Tage) in einer Klinik als Patient verbracht. Die Verweildauer je Klinikpatient wegen körperlicher Beschwerden lag in dem Land bei 6,2 Tagen (Bund: 6,2 Tage). „Diese Zahlen verdeutlichen, wie oft Menschen im Saarland auf eine qualitativ hochwertige Krankenhausbehandlung angewiesen sind“, erläutert Kleis. Die Krankenhäuser im Saarland würden insgesamt gute Arbeit leisten. Viele planbare komplexe Operationen würden aber an Kliniken durchgeführt werden, die teils wenig Erfahrung mit diesen Eingriffen hätten.
Erfahrung zahlt sich besonders bei Krebs-Operationen aus
Nach einer Hochrechnung für den Krankenhausreport sterben jährlich 1.300 Menschen in saarländischen Kliniken nach einer Operation. „Manch Todesfall nach einem geplanten Eingriff wäre durch eine Operation in einer Klinik mit mehr Erfahrung vermeidbar“, betont Kleis. Laut Report mindert eine Verdopplung der Fallzahl bei örtlichen Tumorentfernungen wegen Darmkrebs die Sterblichkeit von 4,4 Prozent auf 3,6 Prozent, wodurch jedes Jahr bundesweit 240 Todesfälle verhindert werden könnten. Zudem sinkt durch die Verdopplung der Fallzahl die Rate an spezifischen Komplikationen von 16,6 Prozent auf 14,6 Prozent. Ähnliche Zusammenhänge zeigt der Report für Eingriffe infolge von Bauchspeicheldrüsenkrebs und Fettleibigkeit.
„Eine Tumorentfernung wegen Darmkrebs gilt als komplexer, aber planbarer Eingriff. Aufgrund der besseren Behandlungsqualität sollten Betroffene so eine Operation nur in Kliniken durchführen lassen, die diesen Eingriff besonders oft vornehmen“, meint Kleis. Besonders empfehlenswert seien durch medizinische Fachgesellschaften zertifizierte Zentren. „Das sind medizinische Fachabteilungen an Kliniken, die sich auf bestimmte Operationen spezialisiert haben und diese oft durchführen. Sie halten zudem technische und personelle Strukturen vor, die ganz erheblich über das Normalmaß hinausgehen“, erklärt Kleis. Im Saarland gibt es zwei von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierte Darmkrebszentren. Allerdings werden Darmkrebsoperationen auch von nicht DKG-zertifizierten Kliniken im Saarland angeboten.
Nach den Worten von BARMER-Landesgeschäftsführerin Kleis erreicht die große Mehrheit der Bevölkerung im Saarland ein auf Darmkrebsoperationen spezialisiertes und DKG-zertifiziertes Zentrum innerhalb von 60 Minuten. Um von besserer Qualität bei planbaren Operationen zu profitieren, lohne sich ein etwas längerer Anfahrtsweg. Sie fordert: „Es braucht mehr Transparenz bei der Klinikqualität. Kliniken sollten ihre Qualitätsergebnisse laienverständlich aufbereiten und der Öffentlichkeit leicht zugänglich machen, um Orientierung zu bieten.“ Eine Zertifizierung von Kliniken könne Patienten, aber auch einweisenden Ärzten eine gute Orientierung bieten bei der Krankenhauswahl oder -empfehlung.
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