Wissen Sie immer so genau, was Sie essen? Glauben Sie den Aufschriften der Verpackungen und lesen die Inhaltsdeklarationen?
Von Petra Hanse
Wo Schinken draufsteht, muss noch lange kein Schinken drin sein, ein Schinkenbrot muss ebenfalls keinen Schinken enthalten.
Ebenso wenig befindet sich in so manch einem Schokoladenpudding auch tatsächlich so viel Schokoladenpulver, dass man überhaupt von einem Schokoladenpudding sprechen könnte.
Es gibt bereits Schokokekse auf dem Markt, die überhaupt keine Schokolade enthalten! Wie ist das möglich?
Haben Sie schon einmal etwas von der Lebensmittelbuchkommission gehört? Diese Kommission ist beim Bundesernährung- und Verbraucherschutzministerium angesiedelt und zuständig für das Lebensmittelbuch. Gibt es nicht? Doch das gibt es. Und in diesem Buch wird dann festgehalten, wie viel wo drin sein sollte, um sich eben mal gerade noch Schokoladenpudding oder Kartoffelsalat nennen zu dürfen.
Hier steht zum Beispiel geschrieben, dass Fruchtcremefüllungen nicht aus Früchten bestehen muss, und dass in Heringssalat auch Rindfleisch mit verarbeitet werden darf. Weiter, dass Schokoladendesserts und Co sich auch noch mit dem Wort Schokolade schmücken dürfen, wenn lediglich 5 g Kakaopulver auf 500 g gerechnet enthalten sind. Das heißt also, es reicht 1 % an Kakaopulver aus, um das Produkt als Schokoladenpudding deklarieren zu dürfen, bei Kartoffelsalat reichen 20 % an Kartoffeln, um einen Kartoffelsalat als solchen verkaufen zu dürfen. Schon fast eklig wird es bei dem Satz, dass Muskeln und Muskelgruppen, die aus dem Zusammenhang gelöst worden sind, ohne besonderen Hinweis darauf zu größeren Schinken zusammengefügt werden dürfen. Es ist also erlaubt, zusammengeklebte Fleischstücke als Schinken verkaufen zu dürfen.
Es gibt noch unzählige weitere Beispiele, diese sollten aber erst einmal genügen, um so richtig Appetit auf Fertigprodukte zu machen. Wobei ein Stück zusammengeklebter Schinken nicht wirklich von einem Stück Schinken zu unterscheiden sein dürfte, es sei denn, Sie entschließen sich bei einem Metzger Ihres Vertrauens zu kaufen. Das sollte Ihnen Ihre Gesundheit wert sein. Einen Schokoladenpudding hat man übrigens ganz schnell selbst gekocht und Kartoffelsalat ist auch kein Hexenwerk.
Im Übrigen werden diese „hergestellten“ Lebensmittel mit reichlich Füll- und Ersatzstoffen sowie Aromastoffen angereichert, über Konservierungsstoffe muss man gar nicht mehr diskutieren, die sind ohnehin so sicher wie das Amen in der Kirche darin enthalten und meist auch Farbstoffe, denn das Auge isst ja bekanntlich mit. Lügerei ohne Ende und kein Ende in Sicht. So aufgepeppt werden sie dann dem Verbraucher schmackhaft gemacht. Lebensmittel in Scheinqualität und das alles ganz legal. Die günstigeren Füllmaterialien lassen sich durch eine aufwendig betriebene Werbekampagne schnell an den Kunden bringen, denn der Kunde muss nur oft genug mit einer Werbung berieselt werden, und schon glaubt er es und greift zu dem supertoll aussehenden und bestvermarkteten Produkt. Denn wer sich so viel Werbung leisten kann, der hat auch ein gutes Produkt anzubieten, oder? Aber die Werbung ist hier nicht weniger geschickt in der Manipulation als der Inhalt der Fertigprodukte selbst. Und der Verbraucher fällt drauf rein.
Nun mag es jedem immer noch freigestellt sein, ob er zu Fertigprodukten greift oder lieber doch selbst kocht. Eine Rechtfertigung für diesen ganz offensichtlichen Betrug, hier am Verbraucher, welcher sich dann auch noch absichern lässt über Stellen, wo man eigentlich vertrauen sollte, dass man eben auch das bekommt, was da draufsteht drin zu sein, ist schon gelinde ausgedrückt eine Frechheit, und mit nichts zu entschuldigen.
Bei dieser ganzen Betrügerei, etwas anderes ist es nicht, Augenauswischerei, wo bleibt hier der Verbraucherschutz? Im Lebensmittelrecht ist ganz klar verankert, dass Täuschungen und Irreführungen am Verbraucher verboten sind!
Durch die Lebensmittelbuchkommission ist hier jedoch jeglicher Nepp, insofern er hier verankert ist, legalisiert. Da darf man doch zu Recht mal nachfragen, für was es eigentlich Gesetze zum Schutz des Verbrauchers gibt, wenn an einer anderen Stelle diese Gesetze eben mal so ausgehebelt werden?
Die Kehrseite dieser Medaille ist die Lebensmittelindustrie selbst.
Die Verbraucher haben längst auf die vielen Lebensmittelskandale reagiert, das Vertrauen ist stark gesunken. Hersteller, welche dieses Misstrauen längst wahrgenommen haben, können dennoch nicht einfach umschwenken, denn sie sind gewinnorientiert und sitzen so in der Wachstumsfalle. Denn die Aktionäre erwarten Rendite! Dies ist der Fluch, der auf der wachstumsorientierten Wirtschaft liegt. Man kann nun mal nicht mehr essen, wie essen, ist man satt, isst man in der Regel nicht weiter. So drifteten nun viele ins Kriminelle ab, es bilden sich sogenannte Preiskartelle. Solche Preisabsprachen sind illegal und werden immer nur auf dem Rücken des Verbrauchers ausgehandelt. Werden solche Machenschaften entdeckt und aufgedeckt, drohen hohe Geldbußen, das Problem des Wachstums ist hiermit jedoch längst noch nicht gelöst. So werden immer mehr kleinere Unternehmen von den größeren „geschluckt“, sprich aufgekauft, um sich so einen weiteren höheren Gewinn zu sichern. Bei jeder Übernahme jedoch gehen wieder Arbeitsplätze verloren, es wird eben eingespart, um Gewinne erzielen zu können, so ist unsere wachstumsorientierte Wirtschaft nun einmal ausgelegt. Es ist eine Spirale, die sich dreht. Bis es irgendwann einmal so aussehen wird, dass wenige große Lebensmittelkonzerne die weltweiten Preise bestimmen werden.
Und was ist, wenn der Mensch satt ist, die Lebensmittelindustrie jedoch für immer mehr Gewinne sorgen muss? Dann müssen eben neue Lebensmittelerfindungen her und diese dem Verbraucher bestens schmackhaft gemacht werden, damit sich der Gewinn erhöht. Wer nicht mithalten kann, wird von einem größeren Lebensmittelkonzern aufgekauft, und so läuft das Spiel weiter, weil es so programmiert ist. Dieses System geht nicht nur zulasten des Verbrauchers, sondern zieht auch soziale Unausgewogenheit und Ungerechtigkeiten mit sich.
Dem entgegensteuern kann man im Grunde nur, wenn man sich wieder auf heimische Produkte besinnt und wieder anfängt selbst zu kochen. Eine Nation sollte sich selbst ernähren können und hier gehört eine intakte Struktur dazu. Wer genug zu essen hat, der wird am Ende auch überleben. Dies funktioniert natürlich nicht in Anbetracht eines immer weiter, besser höher und noch mehr Geld, sondern im Verständnis darüber, dass wir zum einen nur unsere eine Gesundheit haben, zum anderen unser Planet, Mutter Erde für die nötige Nahrung sorgt, und daran darf man sich nicht bereichern. Lebensmittel sind Naturprodukte und so ausgelegt, dass unser Körper hier alles Wertvolle und Nahrhafte zu sich nimmt, Sie müssen nur noch auf die Ausgewogenheit achten, denn darauf achtet die Lebensmittelindustrie mit ihrer Augenauswischerei nicht, wenn sie behauptet nur Ihr bestes zu wollen.
Vielen Dank für Ihr Interesse, guten Appetit und vor allem: Bleiben sie gesund!
Ihre
Petra Hanse