Serie über Geflüchtete in der Gemeinde Quierschied
In der Gemeinde Quierschied sind in den vergangenen Jahren immer wieder Geflüchtete heimisch geworden. Einige von ihnen – und ihre Geschichten – werden an dieser Stelle vorgestellt. Heute geht es um Bayan Alsayasna.
Bayan Alsayasna ist 31 Jahre alt und wohnt in Göttelborn. Die Mutter der zwölfjährigen Huda und des neunjährigen Rifat war 2015 aus ihrer Heimatstadt Dar’a in Südsyrien vor dem Bürgerkrieg geflüchtet. Ihr Ehemann gilt seit vier Jahren als verschollen. In Syrien leben noch ein Bruder und ihre Schwester, mit denen sie hin und wieder in Kontakt steht.
„Ich bin froh, hier zu sein. Die Menschen hier sind sehr offen und in Quierschied und Göttelborn sind alle sehr nett und hilfsbereit“, sagt die 31-Jährige. Ihr Fluchtweg führte die junge Familie zuerst mit dem Flugzeug in die Türkei, wo sie drei Tage lang blieb. Dann ging es per Schlauchboot weiter nach Griechenland und über die Balkanroute schließlich bis nach Deutschland, das sie nach zehn Tagen Flucht erreichte. Die Kinder waren die ganze Zeit an ihrer Seite. „Natürlich“, sagt Alsayasna in sehr gut verständlichem deutsch. Nach 40 Tagen in der Aufnahmestelle in Lebach kamen alle drei nach Göttelborn.
Ihre Kinder fühlen sich in ihrer neuen Heimat ebenfalls wohl. Rifat besucht die Grundschule in Göttelborn, Huda, die in der Theatergruppe „Schams“ mitspielt, die Gemeinschaftsschule in Quierschied. Auch ihre Mutter musste zunächst wieder die Schulbank drücken. Sie absolvierte erfolgreich die Integrations- und Sprachkurse B1 und B2 und machte den deutschen Führerschein. Unterstützung erhielt sie dabei von Quierschiederinnen und anderen Geflüchteten im „deutsch-syrischen Kochtreff“, der allen Teilnehmerinnen nicht nur das gegenseitige Kennenlernen sowie das Erlernen der Sprache erleichtert, sondern durch das gemeinsame Zubereiten typischer Gerichte der jeweiligen Heimatländer auch den kulturellen Austausch fördert.
Ihre Ziele hat Bayan Alsayasna fest im Blick: „Die Kinder sollen hier ihr Abitur machen und studieren oder eine gute Ausbildung machen und ich will so schnell wie möglich wieder arbeiten“, sagt die studierte Lehrerin für arabische Literatur. Die volle Anerkennung ihrer syrischen Ausbildung gestaltet sich sehr schwierig. Wenigstens darf sie offiziell als Betreuerin im Rahmen der Nachmittagsbetreuung Freiwilligen Ganztagsschule arbeiten. Doch Alsayasna will mehr. Sie will in Deutschland eine neue Ausbildung beginnen. „Ich hoffe auf eine Ausbildungsstelle als Erzieherin“, sagt sie und freut sich, dass Frauen in Deutschland im Gegensatz zu Syrien die gleichen Rechte genießen wie Männer: „Hier kann ich machen was ich will. In Syrien werden die Frauen strenger behandelt. Dort gibt es keine Gleichberechtigung.“ Deshalb ist für sie ganz klar: „Ich möchte hier in Deutschland bleiben.“
text.gemeinde quierschied
foto.Gemeinde/ Zenner
red.zbs