Im Rollstuhl mit Hilfe einer Raupe ins Gebäude.
Von Bernhard Reichhart / Stadt Homburg
Eine barrierefreie Schule, an der behinderte und nicht behinderte Schüler gemeinsam lernen, ist eine tolle Sache – ganz klar.
Allein, der Wille oder auch das Geld fehlt, vorhandene Schulgebäude barrierefrei umzubauen. Doch ein gemeinsamer Unterricht darf nicht an Barrieren wie Treppenstufen oder fehlenden Aufzügen scheitern. Aktuelles Beispiel ist Anton, der die dritte Klasse der Luitpoldschule in Erbach besucht. Wie seine Mutter Nathalie Kempel mitteilte, wird der Achtjährige am 11. Oktober operiert und möchte -wenn alles gut verläuft- nach den Herbstferien schnell wieder in die Schule. Nach der dann bereits dritten Operation am linken Bein wird der Drittklässler aber für längere Zeit auf den Rollstuhl angewiesen sein. Doch wie soll er in das für Behinderte unzulängliche Schulgebäude kommen? Ein umständliches und überaus teures Nachbessern durch eine Rampe oder sogar einen Fahrstuhl kommt nicht infrage. Stattdessen soll dem Schüler jetzt eine Raupe helfen, die Treppenstufen zu überwinden und den Klassensaal zu erreichen. Die bisher im ehemaligen Bürgermeisteramt in Einöd gelagerte Raupe ist seit 16 Jahren städtisches Eigentum. Vor kurzem fand nun „eine Art Probelauf“ an der Luitpoldschule statt. Mit skeptischem Blick verfolgte Anton, wie er mit dem Rollstuhl auf der Raupe befestigt wurde. Im Beisein von Schulleiter Alexander Ziegler, Konrektorin Miriam Eckstein, Mama Nathalie Kempel, dem neuen Leiter des Schul- und Sportamtes der Stadt Homburg, Thomas Müller, sowie Hausmeister Stefan Simon zeigte Michael Kuhlgatz, Mitarbeiter im Schul- und Sportamt, wie man die Raupe bedient und den Schüler mit dem Rollstuhl ins Gebäude bringt. „Diese besondere Situation haben wir zum ersten Mal an unserer Schule“, meinte Schulleiter Ziegler. „Mit der Bereitstellung der Raupe leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Inklusion und gewährleisten dem kleinen Anton einen ungehinderten Zugang ins Schulgebäude“, erklärte Schulamtsleiter Thomas Müller. Darüber hinaus könne die Raupe bei Bedarf auch in anderen Grundschulen als Transportmöglichkeit eingesetzt werden. Ein Integrationshelfer soll dafür sorgen, dass der Drittklässler nach seinem Klinikaufenthalt wieder ins Klassenzimmer der Luitpoldschule gelangt. In den ersten Tagen werde auch ihr Mann mit dabei sein, damit „unser Sohn sich sicher fühlt“, erklärte Nathalie Kempel.
Foto: Bernhard Reichhart/Stadt Homburg