Oberbürgermeisterkandidatin Tina Schöpfer im Interview mit ZeitBote Saarland
.Wir möchten ihnen hier die 5 Oberbürgermeisterkandidaten Dirk Käsbach (CDU), Peter Habel (FDP) Tina Schöpfer (Die Grüne), Christof Schaufert (AFD) und Jörg Aumann (SPD), für die Stadt zum Leben vorstellen und haben daher alle 5 Kandidaten angeschrieben und um ein Interview gebeten. Der Anfang macht Tina Schöpfer (Die Grüne).
ZeitBote-Saarland
Hallo Frau Schöpfer, können sie sich den Wähler und Wählerinnen kurz vorstellen
Lebenslauf:
Ich bin in Ottweiler geboren (1975), aufgewachsen und habe dort mein Abitur gemacht. Danach habe ich an der Saar-Uni Politikwissenschaft sowie Italienische und Französische Literaturwissenschaft studiert und Auslandsaufenhalte in Perugia und Bergamo absolviert. Meine Magisterprüfung habe ich 2002 mit „sehr gut“ abgelegt und meine Abschlussarbeit mit dem Titel „Politische Show in Italien. Die Selbstdarsteller Umberto Bossi und Silvio Berlusconi“ im ibidem-Verlag veröffentlicht.
Nach Ottweiler habe ich einige Jahre in Saarbrücken und Sulzbach-Neuweiler gewohnt. Beim Neunkircher Musical-Projekt habe ich 2009 meinen Mann kennen gelernt; 2013 haben wir geheiratet. Unsere Wahlheimat ist Neunkirchen-Kohlhof. Dort leben wir seit 2014.
Ehrenamtliche Tätigkeit:
Ich bin Landesvorsitzende der Grünen Saar (seit 2016), Kreisvorsitzende der Grünen Neunkirchen (seit 2015) und Ortsvorsitzende der Grünen Neunkirchen (seit 2015).
Politische Laufbahn:
Ich bin 2003 den Grünen beigetreten. Seit 2004 bin ich Mitglied im Landesvorstand. 2006 wurde ich stellvertretende Landesvorsitzende. Von 2010 bis 2012 war ich Kreisvorsitzende der Grünen in Saarbrücken. 2014 war ich die einzige Grüne Stadtverordnete im Stadtrat Sulzbach. In der Regionalversammlung Saarbrücken war ich stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Nach meinem Umzug nach Neunkirchen-Kohlhof wurde ich 2015 Kreis- und Ortsvorsitzende der Grünen in Neunkirchen. Seit 2016 bin ich Landesvorsitzende der Grünen Saar.
Berufliche Laufbahn:
Tina Schöpfer: Meine erste Station war die Saar-Uni, wo ich bis zur Schließung der Fakultät als wissenschaftliche Mitarbeiterin Politikwissenschaft gelehrt habe. Danach verschlug es mich hauptamtlich zur Stadtratsfraktion der Grünen in Saarbrücken, wo ich 2003 zunächst als Fraktionsassistentin mit Schwerpunkt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet habe. 2004 wurde ich Geschäftsführerin und Pressesprecherin der Fraktion. Von 2009 bis 2011 war ich als Marketingbeauftragte für das grenzüberschreitende Projekt „Universität der Großregion“ an der Saar-Uni tätig. Von 2011 bis 2012 habe ich als Grundsatzreferentin im saarländischen Ministerium für Bildung gearbeitet. Seit 2012 bin ich beim saarländischen Ministerium für Finanzen und Europa beschäftigt. Dort bin ich zurzeit stellv. Referatsleiterin für grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
ZeitBote-Saarland:
Sind Sie bereits politisch aktiv? Wenn ja, seit wie vielen Jahren und welche Stationen haben Sie in dieser Zeit geprägt?
Ja, ich bin seit 16 Jahren politisch aktiv. Meine Ehrenämter habe ich unter dem Punkt „Politische Laufbahn“ bereits erwähnt. Alle waren spannend, drei habe ich nach wie vor inne. Besonders prägt mich natürlich mein bisheriges Amt als Landesvorsitzende. Ehrenamtlich zusammen mit meinem Co-Vorsitzenden Markus Tressel als Doppelspitze unsere Partei führen zu dürfen ist eine besondere Herausforderung, aber auch ein echter Glücksfall und eine große Ehre. Ich habe mit tollen Menschen zu tun und lerne jeden Tag was Neues hinzu. Inhaltlich, persönlich, menschlich. Dafür bin ich dankbar.
ZeitBote-Saarland:
Aus welchen bisherigen Aufgaben und Tätigkeiten bringen Sie die für dieses Amt Ihrer Meinung nach erforderlichen Voraussetzungen mit?
Als Politikwissenschaftlerin kenne ich das politische Geschäft und weiß um die vielfältigen Herausforderungen in einer kommunalen Verwaltung. Viel praktische Erfahrung in diesem Bereich habe ich als hauptamtliche Geschäftsführerin der Saarbrücker Stadtratsfraktion gesammelt. Auch die Landesverwaltung kenne ich durch meine Tätigkeit im Ministerium für Finanzen und Europa sehr gut. Ich bin gut vernetzt und weiß z.B. wo man europäische Fördergelder beantragt. Um im höheren Dienst verbeamtet zu werden, habe ich mich zwischen 2016-2018 weitergebildet – u.a. im Kommunal- und Verwaltungsrecht. Die fachlichen Voraussetzungen sind also vorhanden. Und was die sonstigen Fähigkeiten betrifft, die man als Oberbürgermeister*in braucht, wie z.B. zuhören können und Menschen einbinden und begeistern, da ist mir mein ehrenamtliches Engagement eine gute Schule.
Als Landes- und Kreisvorsitzende der Grünen habe ich unzählige Sitzungen geleitet und Interessen zum Ausgleich gebracht. Das ist neben der Sachkenntnis sicherlich auch ein wichtiger Aspekt, den ich in die Wagschale werfen kann.
ZeitBote-Saarland:
Was sind Ihre drei wichtigsten Ziele für die Zeit nach der Wahl, wenn Sie diese für sich entscheiden würden?
Erstens möchte ich dafür sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger bei wichtigen Entscheidungen von Anfang an einbezogen und gehört werden.
Zweitens möchte ich mehr attraktive Grünflächen in Neunkirchen statt Beton.
Drittens möchte ich mehr Leben in die Innenstadt und die Ortskerne bringen.
ZeitBote-Saarland:
Mit welchen konkreten Maßnahmen würden Sie diese drei „wichtigsten“ Ziele angehen und erreichen?
Zu Punkt 1: Ich würde regelmäßige Bürger*innen-Sprechstunden in der Innenstadt und den Stadtteilen anbieten. Außerdem würde ich ein Bürger*innen-Portal und eine Beteiligungs-App entwickeln lassen. Im Stadrat würde eine Bürger*innen-Fragestunde etabliert. Stadratsunterlagen wären im Internet zugänglich und Stadtratssitzungen würden live im Internet übertragen und als Video auf der Interneseite gespeichert.
Zu Punkt 2: Ich würde neue Stadtbäume pflanzen lassen und Naturschutzgebiete und Streuobstwiesen erhalten und erweitern. Die städtischen Parks und Grünflächen würde ich aufwerten (z.B. mit Sitzgelegenheiten und Sportangeboten) und zu attraktiven Treffpunkten machen. Brachliegende Flächen würden entsiegelt und in Blühwiesen umgewandelt. Mit der Ausschreibung eines Wettbewerbs „Mehr Grün in Neunkirchen“ würde ich einen Anreiz schaffen zur Begrünung von Vorgärten, Hausfassaden, Außenanlagen und Gewerbeflächen.
Zu Punkt 3: Ich würde zunächst klein anfangen und z.B. öffentliche Bücherschränke und Sitzgelegenheiten daneben in den Ortskernen aufstellen. Kontakt mit den Vereinen und Aktiven vor Ort aufnehmen und schauen, wie man noch mehr draus machen kann. In der Innenstadt würde ich Treffpunkte für Jugendliche schaffen und in soziale Projekte investieren. Natürlich habe ich bei alldem auch die Aspekte Sicherheit und Sauberkeit im Blick.
ZeitBote-Saarland
Was wird die aus Ihrer Sicht voraussichtlich größte Herausforderung der nächsten Jahre in der Kreisstadt sein?
Dafür zu sorgen, dass sich alle Menschen in der Stadt und ihren Ortsteilen wohlfühlen. Gute Lebensverhältnisse für alle schaffen und dabei auf die spezifischen Herausforderungen vor Ort eingehen. Die Innenstadt mit ihrem städtischen Flair hat andere als die Ortsteile mit ihrem dörflichen Charakter. Das will ich im Blick behalten und mit den Bürger*innen gemeinsam angehen.
ZeitBote-Saarland
Was wird das Allererste sein, was Sie nach einem Wahlgewinn tun werden?
Mich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung austauschen.
ZeitBote Saarland
Was wollen Sie den Wählerinnen und Wählern noch mitteilen?
Zurzeit sind deutschlandweit nur rund 10% der (Ober-)bürgermeister*innen Frauen; im Saarland werden nur vier von 52 Kommunen von einer Frau geführt.
Wenn Sie also meine Ideen gut finden und Sie darüber hinaus in Neunkirchen gern erstmals eine Frau im Chefsessel sehen würden, dann gilt: Wer Frauen will, muss Frauen wählen.
Vielen Dank für das Interview
Das Interview führte Herr Michael Posse
foto.tina.schöpfer
red.zbs