Oberbürgermeisterkandidat Jörg Aumann im Interview mit ZeitBote Saarland
Wir möchten ihnen hier die 5 Oberbürgermeisterkandidaten Dirk Käsbach (CDU), Peter Habel (FDP) Tina Schöpfer (Die Grünen), Christof Schaufert (AFD) und Jörg Aumann, für die Stadt zum Leben vorstellen und haben daher alle 4 Kandidaten angeschrieben und um ein Interview gebeten. Heute geht es weiter mit Jörg Aumann.
ZeitBote-Saarland
Hallo Herr Aumann, können sie sich den Wähler und Wählerinnen kurz vorstellen
Gerne. Mein Name ist Jörg Aumann, seit rund zehn Jahren bin ich Bürgermeister in Neunkirchen. Als Dezernent bin ich verantwortlich für das Ordnungsamt, das Bürgeramt, das Bauordnungsamt, das Umweltamt, das Amt für Schulen, Kindergärten, Kultur und Sport, das Amt für soziale Dienste, das Amt für Gebäudewirtschaft und für den Zentralen Betriebshof. Als Aufsichtsratsvorsitzender des Neunkircher Zoos schaue ich auch für vieler Neunkircher liebstes Kind nach dem Rechten. Ich bin 49 Jahre alt, seit fast 25 Jahren mit meiner Frau Doris verheiratet und Vater von drei Kindern (ein Sohn, zwei Töchter). Unsere Kinder sind hier in Neunkirchen groß geworden, unsere Familie fühlt sich hier sehr wohl.
Ich habe nach meinem Abitur 1988 meinen Wehrdienst abgeleistet, danach in sieben Semestern mein Jurastudium durchgezogen und gleich Examen gemacht, danach folgte das Referendariat und das zweite Staatsexamen. Ich habe als Anwalt, Assistent der Geschäftsführung in einem kommunalen Unternehmen und im Anschluss 11 Jahre als Justitiar in der Saarbrücker Verwaltung gearbeitet und zwischendurch als Gründer eines IT-Unternehmens, das heute noch erfolgreich tätig ist und 25 Menschen Arbeit bietet, auch unternehmerische Erfahrung gesammelt. Im Dezember 2009 hat mich der Stadtrat dann zum Neunkircher Bürgermeister gewählt.
Durch meine Tätigkeit als Geschäftsführer einer großen kommunalpolitischen Vereinigung kenne ich die kommunalpolitische Landschaft im Saarland sehr gut und bin daher auch gut vernetzt. Acht Jahre lang war ich Fußballvereinsvorsitzender, bis vor kurzem auch Präsident des Saarländischen Radfahrer-Bundes. In meiner Jugend war ich Messdiener, Pfadfinder und habe im THW gelernt, wie man auch in Notsituationen anpackt. In der Pfarrgemeinde St. Marien Neunkirchen bin ich Mitglied des Verwaltungsrates, außerdem bin ich Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, im RC Mistral Neunkirchen und dem VfA Neunkirchen sowie im Förderverein der Borussia Neunkirchen. Mein Hobby ist der Ausdauersport, ich laufe und fahre gern Rad. Hätte ich ein bisschen mehr Zeit, würde ich auch noch mein Klavierspiel verbessern, aber das habe ich momentan ein wenig nach hinten geschoben…
ZeitBote-Saarland
Sind Sie bereits politisch aktiv? Wenn ja, seit wie vielen Jahren und welche Stationen haben Sie in dieser Zeit geprägt?
Ich bin seit Anfang 1990 Mitglied der SPD und habe von 1994-2004 als Gemeinderatsmitglied, stellvertretender Fraktionschef, Ortsvereinsvorsitzender und Gemeindeverbandsvorsitzender die Kommunalpolitik gut kennenlernen können. Vorher war ich einige Jahre bei den Jusos aktiv. Die Anti-AKW-Cattenom-Bewegung hat mich politisch sozusagen „angefeuert“. Und Willy Brandt war für mich immer ein großes Vorbild.
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Aus welchen bisherigen Aufgaben und Tätigkeiten bringen Sie die für dieses Amt Ihrer Meinung nach erforderlichen Voraussetzungen mit?
Als Volljurist mit der Befähigung zum Richteramt habe ich bereits während des Studiums die Grundregeln des Verwaltungsrechts gelernt. Durch meine verschiedenen beruflichen Stationen danach habe ich diese Kenntnisse ausgebaut und verbreitert, vor allem durch die Tätigkeit als Justitiar. Seit 1995 halte ich regelmäßig Seminare zum saarländischen Kommunalrecht. Seit der Übernahme des Bürgermeisteramts 2010 konnte ich meine Erfahrung ausbauen – als erster Vertreter von OB Jürgen Fried war ich schon mehrmals während dessen Urlaubs für die Leitung der Verwaltung zuständig, konnte aber vor allem meine Erfahrungen in der Personalführung vervollständigen.
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Was sind Ihre drei wichtigsten Ziele für die Zeit nach der Wahl, wenn Sie diese für sich entscheiden würden?
1. Sauberkeit und Sicherheit in Neunkirchen
2. Visionäre und zukunftsfähige Stadtentwicklung
3. Ausbau von Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen
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Mit welchen konkreten Maßnahmen würden Sie diese drei „wichtigsten“ Ziele angehen und erreichen?
Die Menschen wollen in einer sauberen Stadt sicher leben. Hier haben wir mit unserer schnellen Eingreiftruppe des zentralen Betriebshof und der zuarbeitenden Ämter wie Bauordnungsamt, Ordnungsamt und Umweltamt schon gute Fortschritte gemacht, die gilt es zu verstetigen zu zu stabilisieren. Neunkirchen war die erste Stadt im Saarland, die einen kommunalen Ordnungsdienst hatte, und seit wenigen Jahren auch die erste mit einer Citywache. Ich wünsche mir für die Zukunft eine noch bessere Verzahnung von Vollzugspolizei des Landes und kommunalem Ordnungsdienst, den ich weiter aufstoclen will, ideal wäre eine gemeinsame Wache in der Unterstadt. Dafür will ich mich reinhängen!
In den letzten Jahren haben wir mit Hotel „Holiday Inn“, Decathlon, dem Seniorenwohnheim Evergreen, der Akademie der Saarwirtschaft und dem Neubau von Wohnungen an der Bliespromenade viele private Investitionsvorhaben mit auf den Weg bringen können – auf diesen Lorbeeren wollen wir uns aber nicht ausruhen. Die Ansiedlung von GLOBUS, der Neubau des Klinikums der Diakonie sowie die Ansiedlung verschiedener Dienstleister bietet gerade für den Westteil der Innenstadt große Chancen, die es zu nutzen gilt. Hier entsteht ein völlig neues Stück Neunkirchen, ich habe dazu viele Ideen! Aber auch in den Zentren unserer Ortsteile muss einiges geschehen, in Wiebelskirchen, Wellesweiler und Furpach im besonderen.
Der Bedarf Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen steigt in Neunkirchen, entgegen aller Prognosen ist die Einwohnerzahl in den letzten zehn Jahren stabil geblieben. Wir brauchen mindestens 100 Betreuungsplätze im Vorschulbereich in der Innenstadt, die müssen und werden kommen. Am besten als Ganztagsbetreuung! Aber auch im Grundschulbereich müssen wir nachlegen: Eine zweizügige Grundschule sehe ich hier als notwendig an, mit dem Bildungsminister habe ich das bereits vorbesprochen, er hat seine Unterstützung zugesagt. Bildung ist nicht umsonst zu haben, aber das sind wir unseren jungen Familien und den Kindern schuldig! So hat unsere Stadt Zukunft!
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Was wird die aus Ihrer Sicht voraussichtlich größte Herausforderung der nächsten Jahre in der Samtgemeinde sein?
Die Schaffung und Sicherung zukunftsfester Arbeitsplätze! Neunkirchen ist schon heute DER Jobmotor der Region und hat mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze als vor der Eisenwerksschließung. Wesentlich mehr Menschen pendeln zum Arbeiten ein, als dass welche auspendeln. Unser Ziel muss sein, mit einer klugen Ansiedlungspolitik Arbeitsplätze der Zukunft zu sichern: In der Pflege, in der Kreativwirtschaft, im Bereich der Digitalisierung. Trotzdem bleibt die industrielle Produktion nach wie vor wichtig. Den Einwohnerschwund zu stoppen, ist monumental bedeutend: Vor zehn Jahren hieß es, Neunkirchen habe 2020 nur noch 42.000 Einwohner. Sieh da, es sind immer noch 47.000! Den Rückgang zu stoppen und die 50.000 wieder anzupeilen, ist ein ehrgeiziges Ziel, aber nicht unmöglich!
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Was wird das Allererste sein, was Sie nach einem Wahlgewinn tun werden?
Mich bei meiner Familie und meinen Freunden für die Unterstützung bedanken! Und dann geht’s an die Arbeit: Ich möchte unser Rathaus modernisieren, eine papierlose Verwaltung schaffen, die schneller und besser für die Bürger arbeitet. Digital und zukunftsfest. Wir haben die ersten Schritte in diese Richtung getan, unser Stadtrat arbeitet bereits papierlos. So sparen wir Ressourcen, sind effizienter und am Puls der Zeit.
ZeitBote Saarland
Was wollen Sie den Wählerinnen und Wählern noch mitteilen?
Zuallererst: Gehen Sie zur Wahl, nehmen Sie teil, gestalten Sie Neunkirchens Zukunft mit! Wenn Sie mich und die SPD unterstützen, freut mich das sehr, aber auch wenn Sie sich für eine andere Person oder Partei entscheiden: Gehen Sie wählen! Winston Churchill hat einmal gesagt: Die Demokratie ist die schlechteste Regierungsform, abgesehen von allen anderen, die noch schlechter sind. Er hatte Recht!
Was die OB-Wahl angeht: Schauen Sie sich die Kandidatin und die Kandidaten genau an. Ich glaube, es ist für Neunkirchen immens wichtig, wenn es in Zukunft von einem Menschen vertreten wird, der hier heimisch ist, sich zu Neunkirchen bekennt, und auch über die notwendige Erfahrung bezüglich der Stadt verfügt, sowohl in der Verwaltung wie auch ansonsten. Man muss wissen, wo der Pläddchesdohle ist, der Lichtenkopf, die Planndaasch, die Schlawwerie. Ich weiß das alles. Meine Familie und ich leben gerne hier, wir lieben diese Stadt. Ich würde ihr gerne als Oberbürgermeister dienen. Darauf fühle ich mich gut vorbereitet!
Vielen Dank für das Interview
Das Interview führte Herr Michael Posse
foto.jörg Aumann Partei
red.zbs