In keinem anderen Bundesland gehen weniger Menschen zum Zahnarzt als im Saarland.
Von Boris Wolff / BARMER GEK
Das zeigt der Zahnreport 2016 der BARMER GEK, der in Zusammenarbeit mit der Dresdner Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und AGENON Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen erstellt wurde.
„Im Jahr 2014 haben 64,8 Prozent der Saarländer einen Zahnarzt aufgesucht. Damit lagen sie deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 71,3 Prozent und weit hinter dem Spitzenreiter Sachsen, wo 78,1 Prozent der Menschen zum Zahnarzt gingen“, berichtet Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER GEK in Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
Auch innerhalb des Saarlands gibt es Unterschiede mit Blick auf den Anteil der Menschen, die ihren Zahnarzt besuchten. Am häufigsten gingen die Bewohner des Saarpfalz-Kreises (66,4 Prozent) und des Landkreises Saarlouis (65,9 Prozent) zum Zahnarzt. Schlusslichter im Saarland sind in dieser Kategorie der Landkreis Neunkirchen (63,0 Prozent) und der Regionalverband Saarbrücken (63,7 Prozent).
Zahnvorsorgeuntersuchung: Saarland weit hinten
Es gibt weitere Anhaltspunkte dafür, dass Saarländer Zahnarztmuffel sind. Eine Zahnvorsorgeuntersuchung nahmen 2014 nur 46,9 Prozent der Saarländer in Anspruch. Nur in Niedersachsen und Bremen taten dies noch weniger Menschen. Lediglich 25,2 Prozent (Bundesdurchschnitt: 33,9 Prozent) der saarländischen Kinder im Alter von zweieinhalb bis sechs Jahren erhielten eine zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen und nur 57,8 Prozent (Bundesdurchschnitt: 64,5 Prozent) der Sechs- bis unter 18-jährigen Saarländer nahmen an der Individualprophylaxe teil. Das Saarland liegt in beiden Fällen im Ländervergleich auf dem vorletzten Platz hinter Bremen.
Deutliche Unterschiede im Ländervergleich zeigen sich bei den Ausgaben der Versicherten für Zahnersatz, den sogenannten Eigenanteil. Sie liegen im Saarland bei 853 Euro je Versichertem, während sie in Bayern durchschnittlich 1.132 Euro und in Sachsen-Anhalt bei 628 Euro betragen. Dazu sagt Kleis: „Als gesetzliche Krankenkasse fordert die BARMER GEK eine deutliche Stärkung der Regelversorgung, das heißt der zahnmedizinisch notwendigen, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Versorgung mit Zahnersatz.“ Es sei wichtig, dass Patienten ihre Entscheidung gut informiert treffen. Vorzüge und Nachteile der Regelversorgung, aber auch Alternativen sollten transparent dargestellt werden.
Patienten wählen oft die teurere, aber nicht bessere Zahnversorgung
Beispielhaft nennt die Landesgeschäftsführerin die häufigste Form der Zahnersatzversorgung, die Zahnkrone: „Zur metallischen Vollkrone oder teilverblendeten Krone gibt es derzeit keine gleichwertige Alternative. Dennoch entscheiden sich bei weitem die meisten Patienten gegen diesen Weg.“ Zahnärzte sollten ihre Patienten objektiv informieren, was der Stand der Zahnmedizin ist. Offenbar würden immer mehr Menschen teurere, aber nicht unbedingt bessere Alternativen wählen. „Von der Wahl der konkreten Versorgung hängt die zahnärztliche Vergütung ab. Auch dies könnte ein Einflussfaktor sein“, sagt Kleis.
Zugleich spricht sich Kleis dafür aus, die Forschung in der Zahnmedizin im Blick zu behalten. So würden Patienten mit zahnlosem Unterkiefer in der Regelversorgung mit einer schleimhautgetragenen Totalprothese versorgt. Zahnmedizinisch sei dies aber nur die zweitbeste Lösung. „Viele der vor allem betroffenen Älteren klagen unter anderem über mangelnden Halt und schmerzhafte Druckstellen. Mehr Komfort bieten Implantate, also künstliche Zahnwurzeln, und darauf gestützter fester Zahnersatz.“ Es sei an der Zeit, dass die Implantatlösung bei zahnlosen Unterkiefern Teil der Regelversorgung werde.
foto.Barmer GEK
Dies ist eine redaktionell unbearbeidete Pressemitteilung der Barmer GEK.