Nach Prof. Dr. med. Jens Kelm und Paul Georg, meldet sich nun auch der ehemalige Borussen-Chef, Martin Bach zu Wort.
Die jüngsten Statements der Borussia und der Stadt Neunkirchen rund um das altehrwürdige und traditionsreiche Ellenfeld-Stadion werfen viele Fragen auf.
„Ein Abriss steht vollkommen außer Frage“
Ich möchte mich zu diesem Thema äußern, da ich Anfang 2018 – in meiner damaligen Funktion als Vorstandsvorsitzender der Borussia – das erste Vieraugen-Gespräch mit dem heutigen Oberbürgermeister, Jörg Aumann, zur Zukunft des Ellenfeld-Stadions führen durfte.
Der damalige Ansatz Aumanns war, das Ellenfeld-Stadion zu einer Multifunktions- und Event-Arena umzufunktionieren.
Diesen Ansatz habe ich aus Sicht des Vereins unterstützt. Auch die Idee, das Ellenfeld zum Mittelpunkt für den Neunkircher Fußball zu machen, hatte ich unterstützt. Warum sollten nicht auch andere Neunkircher Vereine die Möglichkeit haben, die Infrastruktur des Ellenfeld-Stadions für Trainingseinheiten und Pflichtspiele zu nutzen? In Zeiten geburtenschwacher Jahrgänge, rückläufiger Aktivenzahlen und einer steigenden Anzahl von Spielgemeinschaften bietet eine solche Konstellation allen Neunkircher Fußball-Vereinen eine „win-win“-Situation. Eine Multifunktionsarena, die nicht nur Spielstätte für den Fußballsport, sondern auch Austragungsort für Konzerte, Musicals oder sonstige Veranstaltungen ist, hat Charme und bietet der Stadt Neunkirchen, den Neunkircher Bürgern und den Neunkircher Fußballvereinen einen Mehrwert. Die ursprüngliche Idee einer Multifunktionsarena sah gezielte Investitionen in die Substanzerhaltung der Spielstätte „Ellenfeld“ vor.
Als es dann zur Übergabe des Schecks über 2 Mio € kam, verblüffte der damals amtierende OB, Jürgen Fried, mit dem Vorschlag die Spieser Kurve abreißen zu wollen. Substanzerhaltung sieht anders aus und ein Invest ebenfalls.
In einer Stadtratssitzung im Juni 2020 verkündete der heutige OB – für alle Zuhörer deutlich vernehmbar – im öffentlichen Teil, er sei sich mit dem Vorstand der Borussia darüber einig, den Block 5 des Ellenfeld-Stadions zu Gunsten eines Funktionsgebäudes mit Gastronomie abreißen zu wollen. Auch diese Maßnahme hätte nicht der Substanzerhaltung gedient; über den Invest-Charakter könnte man sicher auch kontrovers diskutieren.
Solche Abbruchmaßnahmen, wie sie von OB Jürgen Fried und OB Jörg Aumann einst ins Auge gefasst wurden, wären kein oder ein allenfalls fragwürdiges Invest gewesen und hätten nur ganz bedingt einen Mehrwert in Aussicht gestellt. Ein Abriss hätte vielmehr erst einmal Gelder „verschlungen“, ohne eine Chance auf einen „Return on Invest“, was einen Abriss zum Beispiel vom Invest in eine multifunktional nutzbare Flutlichtanlage unterscheidet.
Die Aussage von Oberbürgermeister Jörg Aumann im Juni 2020 zeigte darüber hinaus, dass manch ein Politiker entweder gerne vorprescht oder aber es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt.
Wie sagte einst Walter Ulbricht: „Kein Mensch hat die Absicht eine Mauer zu errichten“. Wie sagte OB Aumann zuletzt: „Kein Mensch hat die Absicht, das Ellenfeld abzureißen“.
Die Zeit wird zeigen, wie ernst es Aumann mit der Wahrheit nimmt oder was das Wort eines Politikers heutzutage wert ist.
Vielleicht muss dann ein „alter“ Spruch von Konrad Adenauer herhalten: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern ?
Die jüngsten Aussagen von Verein und Stadt – so begrüßenswert der Erhalt des Ellenfeld-Stadions ist – bringen aber auch einen Sinneswandel der Stadt Neunkirchen zum Vorschein, ist nun doch weder von einem Abriss der Spieser Kurve noch von einem Abriss von Block 5 die Rede.
Die – in der gemeinsamen Erklärung – propagierten Maßnahmen sehen jedoch noch immer keinen Substanzerhalt vor, sondern vielmehr einen Abriss der Sporthalle und einen Neubau des Funktionsgebäudes bzw des Kabinentraktes.
Was bleibt dann nun konkret an Invest für die Substanzerhaltung des Ellenfelds übrig ? Eigentlich wenig !
Die Gelder des Sportministers werden definitiv nicht – wie ursprünglich vorgesehen – vordergründig für substanzerhaltende Maßnahmen eingesetzt.
Was ist mit der Betonschadstellensanierung der Spieser Kurve, was mit der Umgestaltung der Coachingzone und neuen Wellenbrechern?
Es wird nichts saniert und ein Invest in die Substanz des Ellenfeld-Stadions findet, abgesehen von einer Rasenerneuerung, so gut wie nicht statt !
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, könnte auch meinen: Man muss nur lange genug warten, dann kann man sagen: der Zustand des Ellenfelds ist so schlecht, das kann man nur abreißen.
Zu hinterfragen ist auch der Sinneswandel der Stadt Neunkirchen, den Neubau einer Sporthalle betreffend.
So vertrat der frühere OB, Jürgen Fried, noch im August 2017 die Meinung, Neunkirchen brauche – trotz des Abrisses der Krebsberghalle – keine weitere Sporthalle.
Deshalb hatte die Stadt Neunkirchen – wohl eher halbherzig und nach einem Hinweis des Sportministers, Klaus Bouillon, auf eine mögliche Förderung eines Hallenneubaus durch das BMI – zweimal einen Förderantrag zum Bau einer Dreifeldhalle beim Bundesministerium des Innern ( BMI ) gestellt.
Sitzungsteilnehmer im öffentlichen Teil einer Stadtratssitzung im August 2018 zitieren OB Jürgen Fried mit den Worten „Wir machen das nur, damit später niemand sagen kann, wir hätten nichts gemacht“.
Plötzlich steht der Hallenneubau und der Neubau des Funktionsgebäudes dann aber im Vordergrund.
Werden nun die Fördermittel zur Ertüchtigung des Ellenfeld-Stadions zum Bau einer städtischen Sporthalle genutzt und somit zweckentfremdet?
Wäre es nicht möglich gewesen, neben der Fördermittel für die Ertüchtigung des Ellenfeld-Stadions auch Fördermittel für den Bau einer Sporthalle zu erhalten, insbesondere nachdem die Krebsberghalle abgerissen werden musste?
Viele Dinge bleiben unklar und viele widersprüchliche Aussagen sind nur sehr schwer miteinander in Einklang zu bringen.
Es ist im Übrigen auch sehr bedauerlich, dass die eigentlichen Initiatoren, die Mitglieder der SGE, in der Kommunikation und in der Planung rund um das Ellenfeld nicht mehr einbezogen und nicht einmal mehr gehört werden.
Ohne das Engagement der SGE stünden weder der Stadt noch dem Verein Mittel zu, über deren Verwendung wir heute diskutieren.
Die SGE wird in der öffentlichen Diskussion heutzutage auf das Thema „Flutlichtanlage“ reduziert und denunziert.
An dieser Stelle möchte ich nochmals die fünf Maßnahmen in Erinnerung rufen, die die SGE in den Mittelpunkt ihres Antrags gestellt und dem Sportminister, Klaus Bouillon, vorgetragen haben:
1. Rasenerneuerung mit Beregnungsanlage
2. Umgestaltung Block 4
3. Betonschadstellensanierung Westkurve / Spieser Kurve
4. Flutlichtanlage
5. neue Wellenbrecher
Die Bemühungen der SGE galten also eindeutig und ganz gezielt der Sanierung und der Ertüchtigung des Ellenfeld-Stadions auf dem Weg zu einer Multifunktionsarena, wie von OB Aumann einst angedacht.
Eine Flutlichtanlage ist dafür kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Denn wie kann man die Vorgabe von OB Aumann erfüllen, aus dem Ellenfeld eine Multifunktionsarena zu machen, wenn man das Stadion nicht um eine Flutlichtanlage ertüchtigt. Eine Flutlichtanlage,
die im Übrigen von der Borussia beantragt, das Genehmigungsverfahren von Aumann unterstützt und von der UBA bereits genehmigt wurde. Sie bietet Vereinen und Stadt eine reelle Chance eines „Return on Invest“, das heißt die realistische Chance auf zusätzliche Einnahmen durch eine multifunktionale Nutzung ( Konzerte, Musicals etc. ) des Ellenfeld-Stadions.
Auch sportlich ist eine Flutlichtanlage längst kein Luxusprojekt. Selbst in der Saarlandliga und insbesondere auch im Saarlandpokal sind englische Wochen mit Spielen unter der Woche in den Abendstunden üblich.
Insbesondere bei sicherheitsrelevanten Heimspielen im Saarlandpokal ( z.B. gegen den FCS ) könnte Borussia zu Hause gar nicht antreten, da der Nebenplatz die Auflagen der Polizei nicht erfüllt, da die Sicherheit der Zuschauer nicht gewährleistet werden kann.
Man erinnert sich noch gerne an das erste Flutlichtspiel im Ellenfeld vom 21.10.2015 im Saarlandpokal gegen den 1.FCS ! Ein Flutlichtspiel mit Event-Charakter und einer ganz besonderen Stadion-Atmosphäre.
text.martin bach
foto.Burgardt Sport-Fotografie
red.zbs / mp
- Stellungnahme von Prof. Dr. Jens Kelm zu der gemeinsamen Pressemitteilung der Stadt und Verein.
- Der Mensch hat seine Schuldigkeit getan, der Mensch kann gehen.