Zwei Grabsteine und einen Sockel umgestürzt.
Unbekannte haben den jüdischen Friedhof in Gonnesweiler geschändet und dabei zwei Grabsteine und einen Sockel umgestürzt. Die Friedhofsschändung wurde bei wissenschaftlichen Katalogarbeiten des Freundeskreises zur Rettung jüdischen Kulturguts im Saarland am vergangenen Montag (30.04.2018) entdeckt.
Polizei und Staatsschutz haben die Ermittlungen aufgenommen. Der Sachschaden beläuft sich auf zirka 1.200 Euro. Kultusminister Ulrich Commerçon macht deutlich, dass unsere Gesellschaft solche Angriffe nicht akzeptieren wird.
„Egal, ob oder an wen oder was man glaubt: Orte, an denen wir unsere Verstorbenen beerdigen, sind besonders schützenswert. Angriffe wie der in Gonnesweiler treffen uns daher alle. Wer sich aber an einem jüdischen Friedhof vergeht, der will uns mehr zeigen. Er will deutlich machen, dass er das, was unsere Gesellschaft ausmacht, hasst und verachtet. Die Schändung von jüdischen Stätten, die Angriffe auf Juden, die Verharmlosung von Antisemitismus wie bei der Echo-Verleihung sind erbärmliche Taten. Wir werden das nie akzeptieren. Und es bestärkt mich in unserem Bemühen, an unseren Schulen die Erinnerungsarbeit weiter zu stärken“, sagt Kultusminister Ulrich Commerçon.
Zu diesen Bemühungen zählt Commerçon auch die geplante gemeinsame Initiative des Ministeriums für Bildung und Kultur Saarland mit der Gedenkstätte für Holocaust und Heldentum Yad Vashem in Jerusalem. Beide Partner wollen zukünftig im Bereich der schulischen Bildung zusammenarbeiten. Ziel ist es unter anderem, den Austausch zwischen israelischen und saarländischen Lehrer_innen und Mitarbeiter_innen der jeweiligen Bildungsbehörden zu intensivieren. Darüber hinaus soll das gegenseitige Verständnis für die Geschichte, die Kultur und die Gegenwart Israels und des Saarlandes weiterentwickelt werden. Beide Länder wollen damit die Gedenkstättenpädagogik fördern und vertiefen. Bildungsminister Ulrich Commerçon wird Ende Mai nach Israel reisen, um die gemeinsame Absichtserklärung zu unterzeichnen.
Schändung in Gonnesweiler nicht der erste Vorfall im Saarland
Richard Bermann, der Vorstandsvorsitzende der Synagogengemeinde Saar, zeigte sich tief bestürzt über den Vorfall in Gonnesweiler. Nahezu jährlich komme es im Saarland und in der unmittelbaren Nachbarschaft zu vergleichbaren antisemitischen Anschlägen auf jüdische Bestattungsorte, so zuletzt 2015 in Sarre-Union und in Tholey, 2016 in Merzig und 2017 in Waldwisse. Der Friedhof in Gonnesweiler sei in der Vergangenheit bereits mehrfach Ziel von Anschlägen gewesen: 1973, 1974 und 1997.
Zusammen mit dem Landesdenkmalamt und den jeweiligen Gemeinden versucht die Synagogengemeinde Saar, die jeweiligen Schäden so rasch wie möglich zu beheben und die Friedhöfe wieder in einen würdigen Stand zu versetzen.
Die beiden umgeworfenen Stelen sind die Grabsteine zweier Frauen. Die eine bezeichnete das Grab der 1867 verstorbenen Karoline Baum geb. Eisenkrämer, eine Tochter des Simmertaler Lehrers Marcus Eisenkrämer. Die andere, die nun zerbrochen ist, kennzeichnet das Grab der 1895 im Alter von 75 Jahren verstorbenen, ledig gebliebenen Viehhändlerstochter Rosa Kahn. Die für sie verfasste hebräische Inschrift ist in wissenschaftlicher Hinsicht bemerkenswert, da sie Jugend und jungfräulichen Stand betont, wie für ein jung verstorbenes Mädchen: „Noch in ihrer Blüte, pflückte sie der Tod …“ lautet die Übersetzung eines zentralen Satzes.
Der jüdische Friedhof in Gonnesweiler ist der kleinste jüdische Friedhof im Saarland. Um 1800 angelegt, beherbergt er ca. 70 Bestattungen. In der NS-Zeit wurde er fast vollständig zerstört, so dass nach 1945 nur 21 Stelen wieder aufgestellt werden konnten.
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